Blaue Blütenteppiche unter Bäumen

Fadenehrenpreis bildet dichtet Bestände in Parks

0 05.04.2019

Wenn die Wiese in der Residenzaue nicht gerade frisch gemäht ist, sieht man dort im April unter den Bäumen dichte, blaue Blütenteppiche. Es ist der Fadenehrenpreis, der mit seinen zarten blasslila bis hellvioletten, von dunklen Adern durchzogenen Blüten eine echte Augenweide ist.

Der Fadenehrenpreis ist häufig in Parks und Gärten anzutreffen. Seine kleinen (bis 15 Millimeter großen) rundlich-nierenförmigen Blätter sitzen auf einem sehr, sehr dünnen, langen Stängel. An nicht blühenden Stängeln stehen sie gegenständig, an blühenden Stängeln dagegen wechselständig. Der fadendünne Stängel liegt am Boden.

An den Knoten bildet er Wurzeln. Der vordere Teil richtet sich auf und trägt die Blüten. Die Blüten erscheinen einzeln in den Blattachseln. Sie haben lange Stiele, ihre Krone ist vierteilig und flach ausgebreitet. Drei der Kronblätter sind blassblau und weisen dunklere Streifen auf. Das vierte Kronblatt ist dagegen meist weiß bis hellbläulich. Die Blüten enthalten nur zwei Staubblätter. Blühzeit ist von März bis Juni. Die Kapsel-Frucht bleibt unterentwickelt, weil das Kraut nicht auf die Verbreitung durch Samen angewiesen ist.

Der Fadenehrenpreis ist ein Neubürger. Eigentlich ist er im Kaukasus und in Armenien beheimatet und wurde vor rund 100 Jahren als Zierpflanze eingeführt und als Grabschmuck gepflanzt. Von den Gärten aus „spazierte“ er in die freie Natur. „Wild“ lebt er erst seit etwa achtzig Jahren hier. Für Nordrhein-Westfalen ist seine Ausbreitung gut dokumentiert. Die Landesanstalt für Natur, Umwelt und Verbraucher zählt in einer ihrer Veröffentlichungen auf: 1943 wurde der Fadenehrenpreis zum ersten Mal in Dortmund auf dem Südwestfriedhof gefunden, 1954 in Witten, 1968 in Soest und 1969 in Münster und Bielefeld. Inzwischen fehlt die Pflanze bei uns auf kaum einer Rasenfläche mehr. Nicht jeder schätzt Veronica-Teppiche.

Die wuchskräftige Pflanze gilt daher bei Liebhabern englischer Rasen auch als „Rasenschädling“. Ihn zu vertreiben ist nicht einfach. Kann man einige Wildkräuter wie zum Beispiel Gänseblümchen durch das Vertikutieren schwächen, geht der Fadenehrenpreis gestählt aus einer solchen Aktion hervor. Da auch Teile der Pflanze wieder wurzeln können, wird durch das Vertikutieren die Pflanze unter Umständen auf der ganzen Rasenfläche verteilt. Es gibt eine Fülle von Veronica-Arten. Rund 300 sind es weltweit, in Mitteleuropa zählt man immerhin 30 Arten, die nicht leicht voneinander zu unterscheiden sind. Veronica gehört zur großen Familie der Wegerichgewächse.

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