Brache an der Bottroper ist ein prima Biotop

Mindestens fünf Paare Flussregenpfeiffer von Vogelkundler gesichtet

0 29.09.2023

Mindestens fünf Paare Flussregenpfeifer hat der Gerscheder Vogelkundler Uwe van Hoorn in diesem Sommer auf dem Gelände der Thelengruppe an der Bottroper Straße gesichtet. Das brach liegende Gelände des Immobilienentwicklers bietet derzeit perfekte Lebensräume für den seltenen Vogel. Mit einem Augenzwinkern sagt van Hoorn: Wenn die geplanten Objekte noch länger nicht verwirklicht werden können, dann habe ich auch noch Hoffnung für Kiebitzbruten.“

Bereits 1993 wurde der Flussregenpfeifer zum Vogel des Jahres gekürt. Ursprüngliche Lebensräume waren flache Ufer unverbauter Flüsse. Heute besiedelt er fast nur noch vom Menschen geschaffene Ersatzbiotope: vegetationsfreie Kiesflächen oder Rohböden in Wassernähe bieten zeitweilig geeignete Lebensräume.

Der Naturschutzbund schrieb damals: „Stellvertretend für viele andere Arten, erinnert uns der Flussregenpfeifer an die Abhängigkeit einer Tierart vom menschlichen Wirken. Der kleine Vogel wurde erst durch Gewässerbegradigungen sehr selten, profitierte dann von verstärkter Bautätigkeit und den damit geschaffenen Ersatzlebensräumen wie Kiesgruben und droht nun durch die Freizeitgesellschaft erneut in Bedrängnis zu kommen.

Der kleine zarte Vogel (14 bis 16 cm groß und 30 bis 40 g schwer) fällt häufig durch seine typische Bewegungsweise auf. Wie auf Rädern "rollt" er über den Kies oder Schlamm, bleibt plötzlich stehen und verharrt regungslos auf Beutesuche. Oberseits ist er sandbraun, unterseits weiß gefärbt. Ein weiteres Kennzeichen ist seine Kopffärbung: ein schwarzes Stirnband ist durch einen schmalen weißen Saum vom erdbraunen Scheitel getrennt. Stirn, Kinn, Kehle und ein sich um den Nacken ziehendes Halsband leuchten weiß. Der Augenring ist zitronengelb.

Spinnen und Würmer auf dem Speisezettel

Der typische Ruf des Flussregenpfeifers ist ein auf der ersten Silbe betontes und etwas traurig flötendes tiu oder piu, was meist einzeln oder in Abständen wiederholt geäußert wird. Bei stärkerer Erregung wird der Ruf zu einem kürzeren und lauteren tiük oder zu ti ti-ti-ti tiu gereiht.

Der Flussregenpfeifer ernährt sich überwiegend von Boden bewohnenden oder dicht unter der Oberfläche lebenden Insekten und deren Larven, von Spinnen und Würmern. Gelegentlich frisst er auch Mollusken, Krebstiere und Sämereien.

Der ursprüngliche Lebensraum des Flussregenpfeifers waren die Schotterinseln und flachen Ufer unverbauter Flüsse. Heute kann er fast nur noch vom Menschen geschaffene "Ersatzbiotope" besiedeln: vegetationsfreie Kiesflächen, oder kaum bewachsene Rohböden, in Wassernähe bieten den Vögeln als Pionierbiotope zumindest zeitweilig geeignete Lebensräume. Gelegentlich sind Flussregenpfeifer aber auch an Rieselfeldern, Klärteichen, Überschwemmungsflächen und Großbaustellen anzutreffen.

Sofort nach der Rückkehr aus dem Winterquartier beginnt die Balz. Das Nest wird in einer Mulde, bevorzugt zwischen Kieselsteinen, angelegt und nicht weiter ausgekleidet. Die meist vier Eier sind grau bis sandfarben und mit vielen grauen und schwarzbraunen Punkten und Flecken übersät. Brutzeit ist April bis Juli mit Schwerpunkt im Mai. Nach 22 bis 28 Tagen schlüpfen die Jungen im Dunengefieder. Sie sind Nestflüchter und können nach 3 bis 4 Wochen fliegen. Meist brütet der Flussregenpfeifer nur einmal im Jahr, bei Gelegeverlust kommt es aber häufig zu Nachgelegen.

Auch Ersatzbiotope sind gefährdet

Hauptursache für den starken Bestandseinbruch seit Ende des 19. Jahrhunderts war und ist der Verlust der ursprünglichen Lebensräume durch wasserbauliche Veränderungen bzw. Vernichtung seiner Brutplätze. Durch die gleichzeitig verstärkt einsetzende Bautätigkeit wurden zwar "Ersatzbiotope" wie Kiesgruben geschaffen. Leider sind diese jedoch nur selten sichere und dauerhafte Habitate für Flussregenpfeifer. Vielfach sind sie zu Erholungs- und Freizeitflächen für Menschen geworden. Badegäste, Geländewagen und Mountainbikes vertreiben die Vögel oftmals unbemerkt aus ihren Brutgebieten.“

Zu den Bildern: Ein erwachsener Flussregenpfeifer auf dem Gelände an der Bottroper Straße. Foto: Uwe van Hoorn

Der Kleine kommt jetzt groß raus. Er ist schon flügge. Foto: Uwe van Hoorn

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