Es gibt keine dumme Gans

Eine Alarmanlage, die ohne Strom funktioniert

0 10.11.2023

Auch große Dichter geben manchmal Unsinn von sich. Goethe, zum Beispiel, wird zitiert mit dem Spruch „Junge Gänschen sehen so altklug aus, besonders um die Augen, so vielgelebt, und werden doch mit jedem Tag wie größer, so dümmer.“ Doch so dumm ist die „dumme Gans“ mit ihrem „blöden Geschnatter“ nicht.

Der liebenswürdigen Gans „Petunia“ zum Beispiel, Heldin aus einem Kinderbuch der Fünfzigerjahre, gelang die Einsicht: Wer als schlau gilt (nur weil er zum Beispiel ein Buch unter dem Flügel trägt), ist nicht zwangsläufig klug.

Es gibt keinen Grund, Gänse als dumm zu bezeichnen. Sie besitzen eine ausgeprägte soziale Intelligenz. Sie wissen, ob jemand aus ihrer Gruppe fehlt und vermissen denjenigen auch, sagen Gänsehalter. Ihre Laute sind sehr vielfältig. Jeder hat eine Bedeutung. Laute zwischen ausgewachsenen Tieren in der Gruppe und zwischen Junggänsen und ihren Eltern klingen unterschiedlich. Während ihrer Balzzeit geben die Gänse noch einmal spezifische Laute von sich.

Außerdem: Schnatternde Gänse wurden schon früh als Alarmanlage eingesetzt. Gänse reagieren sehr sensibel auf Gefahren und warnen zuverlässig ihre Artgenossen. Der Legende nach alarmierten Gänse die Römer im Jahr 390 vor Christus, als Gallier die Stadt angreifen wollten. Das funktionierte ganz ohne Elektrizität.

Eine andere Legende besagt, dass der heilige Martin versuchte, sich in einem Gänsestall zu verstecken. Das ging schief. Das laute Schnattern der Gänse verriet den Mann, der später Bischof von Tours wurde.

Gefährlich leben die Hausgänse. Im November, Dezember. Viele landen als Martins- oder Weihnachtsgans in der Pfanne oder im Ofen.

Geschlachtet werden die Gänse im Alter von 28 bis 30 Wochen. Das ist sehr jung. Lässt man Hausgänse nämlich in Ruhe alt werden, leben sie 20 Jahre lang und länger. Gänse sind recht anspruchslos. Jeder Bauernhof hatte früher Hausgänse frei herumlaufen. Sie lieferten Eier, Federn und Fleisch.

Heute können nur außerhalb großer Zuchtbetriebe die Gänse ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen: Sie verbringen dann den Tag damit über das Gelände zu watscheln, Gras und andere Pflanzen zu weiden und Körner zu fressen. Ihr Schnabel hat scharfe Kanten, so dass sie gut Grünes abrupfen können. Der Gänsemagen benötigt zur Verdauung Grit, das sind kleine aufgenommene Steinchen, die sich mit dem Mageninhalt vermengen.

Gänse gehören zur Familie der Entenvögel und sind auch ohne Mast ganz schön dicke Brocken: Sie werden 75 bis 90 Zentimeter lang und wiegen vier, fünf Kilo und wenn sie gemästet werden bis acht Kilogramm. Die Rasse der Emdener Gänse können sogar auf zehn bis zwölf Kilogramm „genudelt“ werden. Obwohl: Das »Nudeln« - die gewaltsame Fütterung (Stopfen) mit schnell fett machender Nahrung - ist heute in Deutschland und vielen Ländern der EU untersagt. (Wer mag, kann sich weitgehend über das Leid der Gänse in der Massentierhaltung bei der Albert-Schweitzer-Stiftung informieren.)

Männchen und Weibchen der Zuchtgänse sind an äußeren Merkmalen so gut wie gar nicht zu unterscheiden. Etwa im Juli beginnen sich die Gänse zu mausern. Sie bekommen nach und nach ein neues Federkleid. Das Gefieder der Hausgänse ist weiß. Sie gehören zu den Schwimmvögeln, deren Füße mit Schwimmhäuten ausgestattet sind. Sie schwimmen aber nicht ganz soo gerne wie Enten zum Beispiel und suchen ihre Nahrung auf der Wiese oder dem Feld.

Im Gegensatz zu den wilden Gänsen lebt die Hausgans nicht monogam. Ein »Ganter« (oder Gänserich) begattet ohne weiteres mehrere Weibchen.

Wilde Gänse sind ausgezeichnete Flieger. Hausgänse hingegen fliegen nicht viel, obwohl ihre Flügel recht kräftig sind. Vielleicht liegt es am Gewicht?

Wittern sie Gefahr, lärmen sich nicht nur. Sie recken ihre langen Hälse, richten imposant ihren Körper auf und schlagen mit den weit aufgeschlagenen Flügeln. Einer wütenden Gans sollte man nicht zu nahe treten.

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