Ganz schön Feige

Mit Glück schmecken auch die aus Nachbars Garten

0 16.12.2022

Nur Mut. Man muss sich ja nicht mit allen 800 bis 1000 Arten befassen, will man etwas über die Feige erfahren. Ohnehin ist es nur die Echte Feige, die diese hinreichend großen, verflixt süßen Früchte produziert: Die Echte Feige (wissenschaftlich: Ficus carica), stammt wie alle anderen Feigen aus der Familie der Maulbeerbaumgewächse und ist theoretisch in wärmeren Gefilden zu Hause, gedeiht aber auch seit ein paar Jahren ganz munter in Nachbars Garten und produziert leckere Früchte.

Wie das? Dazu später.

Der Feigenbaum wird bis zu 15 Meter hoch. Manchmal hat er die Wuchsform eines Baumes, manchmal ist er sparrig wie ein Strauch. Seine Blätter sind lang gestielt und mehr oder weniger handförmig. Der Baum führt Milchsaft. Das kann man sehen, wenn man seine glatte Rinde anritzt.

Die kleinen Blüten stehen in einem knospenähnlichen unscheinbaren Blütenstand. Nur die Feigengallwespe hat ein Abo auf diese Blüten. Die Feigengallwespe allerdings wurde in Nachbars Garten noch nie gesehen. Und trotzdem gibt es diese leckeren Früchte.

Die Erklärung ist nicht einfach: Aus der Wildform haben sich in Kultur zwei Formen entwickelt: die Kultur-Feige und die Bocks-Feige. Blütenstände der Kultur-Feige enthalten nur weibliche Blüten, die der Bocks-Feige auch männliche.

In südlichen Gefilden bringt die Feige jedes Jahr drei Generationen von Blütenständen hervor: die 1. Generation im Februar/März (reifen im Juni/Juli), die 2. Generation im Mai/Juni (reifen im August/September) und die 3. Generation im August/September (reifen von Dezember bis März)

Es bedarf daher der "Hilfe" der Feigengallwespe (Blastophaga psenes), um eine Befruchtung zu ermöglichen. Und die geht so: Die Feigengallwespe legt ihre Eier in die Blüten der 1. Generation der männlichen Feigen ab. In den männlichen Feigen entwickeln sich die Larven. Die jungen Gallwespen streifen beim Schlüpfen den Pollen aus den Blüten ab und tragen ihn weiter in die 2. Blütengeneration der weiblichen Feigen. Dort entstehen dann befruchtete Feigen. Dann kommt wieder die Feigenwespe ins Spiel. Und so weiter, und so weiter.

Um die Verwirrung perfekt zu machen: Es gibt auch Feigensorten, die Früchte ganz ohne Bestäubung bilden. Dann werden allerdings keine Samen gebildet. Die samenlosen Arten werden als Frischobst verzehrt, Sorten mit Samen als Trockenobst. Auf dem Weihnachtsteller landen also häufig getrocknete Feigen ohne diese kleinen Kerne.

Noch einmal zurück zu Nachbars Feigen: Es gibt mittlerweile winterharte Sorten, die, aber nur kurz, Temperaturen von bis zu 15 Grad minus überstehen. Kalten Ostwind mögen Feigen nicht und Spätfröste schaden den Knospen.

Guten Appetit! Die bis zu fünf Zentimeter großen Früchte haben es in sich: Sie enthalten Ballaststoffe, Kalium, Kalzium, Eisen, Zink, Selen, sekundäre Pflanzenstoffen sowie B-Vitamine. Der Zuckergehalt liegt bei 15 Prozent, getrocknete Früchte enthalten etwa 60 Prozent.

Zu den Bildern: Die Essfeige Ficus carica stammt aus Kleinasien und wurde schon im Altertum im ganzen Mittelmeerraum kultiviert. Der kleine, knorrige und laubabwerfende Feigenbaum gehört botanisch zur Pflanzenfamilie der Maulbeerbaumgewächse (Moraceae). Foto: flora

Die Feige ist mit dem tropischen Gummibaum (Ficus elastica) und der Birkenfeige (Ficus benjamini) sowie den spektakulären Würgefeigen Ficus spec. (Bild rechts) nah verwandt. Foto: flora

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