Gut für Muckefuck

Gemeine Wegwarte blüht noch im September

0 06.08.2020

Die Wegwarte bereichert zusammen mit Arten wie Klatschmohn, Kornblume und Kamille an Wegrändern und Feldrainen die Artenvielfalt. Sie ist wichtig für blütenbestäubende Insekten wie Schwebfliegen, Schmetterlinge und Bienen. Ab Juli blüht die zur Familie der Korbblütler zählende Wegwarte – je nach Wetterverhältnissen bis in den Oktober.

Cichorium intybus, so der wissenschaftliche Name, kann fast 20 deutsche Bezeichnungen vorweisen, was auf einen weiten Bekanntheitsgrad hinweist. Ihre Namen lassen aber auch interessante Eigenschaften und Eigenheiten der Gemeinen Wegwarte erkennen. Der geläufigste Name „Wegwarte“ verrät ihren Wuchsort an Weg-, Straßen- und Ackerrändern, wo sie manchmal mit der dunkleren Kornblume verwechselt wird.

Auch die Bezeichnung „Sonnenwirbel“ hat ihre Berechtigung: Die Blüten der Gemeinen Wegwarte sehnen sich nach Wärme. Sie öffnen sich morgens in Richtung Sonne und drehen sich mit ihr bis in die Mittagsstunden. Dann zeigt die bis zu anderthalb Meter hohe Pflanze ihre schönen hellblauen Blüten und ist kaum zu übersehen. Nachmittags und bei schlechtem Wetter bleiben die Blüten geschlossen und man nimmt die Pflanze kaum wahr.

Eine Anspielung auf die Widerstandsfähigkeit der Gemeinen Wegwarte steckt hinter dem Namen „Rauher Heinrich“. Mit ihrer tief in den Lehmboden eindringenden Pfahlwurzel ist sie von Wind und Wetter kaum zu bezwingen. Dennoch sind ihre Bestände vielerorts zurückgegangen. Viele Säume an Straßen, Wegen, Äckern, Hecken und Mauern sind heute verschwunden, auch Brachflächen werden oft schnell wieder bebaut. Mit dem Verschwinden dieser Lebensräume geht auch das Nahrungsangebot für Bienen und Schwebfliegen zurück, die gerne auf Wegwarten landen.

Die Namen „Kaffeekraut“ und „Zichorie“ lassen zwar ahnen, dass aus der Gemeinen Wegwarte – in diesem Fall aus ihrer Wurzel – früher häufig ein Kaffeegetränk, hergestellt wurde. Der so genannte Muckefuck, Kaum bekannt jedoch ist, dass sie damit einmal in der großen Weltpolitik eine Rolle spielte: Um den teuren Import der Kolonialware Kaffee zu verhindern, untersagte Friedrich der Große im 18. Jahrhundert armen Leuten den Kaffeegenuss. Im Gegenzug förderte der König den Anbau der Gemeinen Wegwarte zur Herstellung von Kaffee-Ersatz. Während der napoleonischen Kontinentalsperre gegen Großbritannien wurde die Kaffee-Einfuhr nach Preußen später ganz verboten, der Anbau der Wegwarte weiter forciert. Auch heute noch wird der koffeinfreie Muckefuck gerne getrunken.

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