Rotzfrech und niedlich

Das Rotkehlchen singt früh und laut

0 28.02.2019

Wer gerne bei geöffnetem Fenster schläft, hat es möglicherweise zurzeit schwer, unsere gefiederten Freunde zu mögen. Spatzen, zum Beispiel, haben entdeckt, dass sie unter Nachbarns Regenrinne einen hervorragenden Nistplatz haben und sie zeigen ihn gerne ihren Kumpels mit großem Radau. Schwamm drüber.

Das Rotkehlchen ist ein Frühaufsteher. Noch vor Sonnenaufgang macht es auf sich aufmerksam, grüßt seine Angebetete und erklärt seinem Rivalen, wo der Spaß aufhört. Deshalb hat man immer nur ein oder zwei Rotkehlchen im Garten.Vogelzählungen des NABU (Naturschutzbundes) haben übrigens ergeben, dass Rotkehlchen in 80 Prozent der Essener Gärten vorkommen. Und: Die Anzahl der Rotkehlchen ist über die Jahre recht stabil. Das ist sehr erfreulich, denn bei vielen anderen Arten ist der Trend ein anderer.

Der Gesang der Rotkehlchen scheint für unsere Ohren lieblich und schwermütig zu sein. Das Rotkehlchen singt aber nicht (nur) für uns oder für ein Weibchen, sondern um den Rivalen aus seinem Revier fern zu halten. Sein Reviergesang kennt viele lange, variable Strophen. Es entsteht ein Sängerwettstreit der einige Zeit dauern kann, und bei dem die Männchen bis zu 100 Dezibel (Quelle: Wikipedia) starken Sängerlärm verursachen.Den Gesang zur Verteidigung des Reviers können Vogelfreunde von dem Gesang für die holde Weiblichkeit unterscheiden. Der Verteidigungsgesang ist höher, die Strophen sind kürzer. Auch das Weibchen kann singen. Es singt zwar sehr ähnlich wie das Männchen, aber leiser und seltener. Außer ihrem Gesang haben Rotkehlchen noch zahlreiche Rufe für die verschiedensten Zwecke., um zu warnen zum Beispiel oder um zu betteln.

Reicht der Gesang nicht, um den anderen zu vertreiben, wirft sich das Rotkehlchen drohend in der Brust, so dass das Rot gut zur Geltung kommt. Meist weicht dann der Gegner. Manchmal aber wird rohe Gewalt angewendet, bis endlich klar ist, wer auf der Verliererseite steht.

Ganz schön kess sind die Piepmätze auch im Umgang mit den Menschen. Bis auf ein, zwei Meter kommen sie heran, wenn man im Garten Unkraut zupft, gräbt oder mit einem Rechen hantiert. Rotkehlchen sind gerne in der Nähe dieser fabelhaften Zweibeiner ohne Flügel, die so viele Regenwürmer ans Licht holen, ohne sie selber fressen zu wollen.

Manche Rotkehlchen ziehen im Winter gen Süden, andere bleiben hier. Bei den „Hierbleibern“ beginnt die Paarbildung schon im Dezember. Diejenigen Vögel, die in südlicheren Gefilden überwintern, haben mitunter im Frühjahr das Nachsehen und bleiben mit Pech solo.

Das Rotkehlchen brütet in Wäldern, Gebüschen, Hecken, Parks, Gärten und Friedhöfen. Es bevorzugt unterholzreiche Wälder, besonders in der Nähe von Gewässern oder an feuchten Standorten. Das Rotkehlchen baut Bodennester zwischen Wurzeln, unter Baumstämmen, in Erdlöchern oder im Gras. Auch niedrig hängende Halbhöhlen-Nistkästen werden mitunter angenommen.

Die Brutzeit beginnt Anfang April und endet im Juli. Das Weibchen legt drei bis sieben gelbliche Eier mit zahlreichen rotbraunen Punkten und Linien. Nach zwölf bis 15 Tagen schlüpfen die Jungvögel. Sie verlassen das Nest nach 13 bis 15 Tagen. Zwei Bruten pro Jahr sind keine Seltenheit.

Insekten und deren Larven, insbesondere Käfer, Zweiflügler, Netzflügler, Ohrwürmer, Schmetterlingsraupen, Ameisen und Blattläuse frisst das Rotkehlchen während der Brutzeit. Im Sommer und Herbst wird der Speisezettel um Beeren und Früchte von Schneeball, Pfaffenhütchen, Hartriegel, Faulbaum, Efeu und anderen Sträuchern erweitert.

Rotkehlchen sind ganz schön pfiffig. Fühlen sie sich beim Nestbau beobachtet, fliegen sie mit dem Material erst eine andere Stelle an, bevor sie es heimlich an den tatsächlichen Nistplatz bringen. Das Weibchen baut das Nest allein. Meist schlüpfen die Jungen nach zwölf bis 15 Tagen. Die Mutter hilft ihnen aus dem Ei. Die Schalen schafft sie davon – sie wären in der Nähe der Nestes zu auffällig und würden Nesträuber anlocken. Zu den Nesträubern zählen Mäuse, Ratten, Wiesel, Eichhörnchen, Eichelhäher.

Beide Eltern füttern den Nachwuchs. Nach 13 bis 15 Tagen verlassen die Jungvögel das Nest. Die Eltern müssen sie aber noch etwa acht Tage weiterfüttern.

Bild: Der kleine Kerl mit dem roten Flecken auf der Brust verteidigt sein Revier lautstark und rotzefrech. Foto: Uwe van Hoorn

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