Tulpen sind allergisch gegen Osterglocken

Und Narciss stand Pate für die gelbe Frühlingsblume

0 19.03.2021

So kann es gehen. Narciss hieß der bildhübsche Kerl, und Echo, die Nymphe des Schalls, war in Liebe entbrannt zu ihm. Doch Narciss zeigte Echo die kalte Schulter, sie war ihm nicht gut genug. Aus Gram starb die Nymphe. Dem kühlen Schönling erging es aber auch nicht besser. Er verliebte sich in sein eigenes Spiegelbild als er aus einem Quellteich trinken wollte. Auch ihn verzehrt die Sehnsucht nach einer unerfüllten Liebe und – so heißt es in einer Version der Geschichte – er trinkt als er versucht, sein Spiegelbild zu umarmen. Als man seinen Leichnam zu bergen versuchte, war dieser verschwunden: „Für den Leib ist sichtlich ein Blümlein safrangelb, um die Mitte besetzt mit schneeigen Blättern“, dichtete Ovid und so wurde der Tod des Narciss’ zur Geburtsstunde der Narzisse.

Die Gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus), auch Osterglocke genannt, ist die bekannteste Art in der Gattung der Narzissen. Sie waren ursprünglich nur in Westeuropa und im westlichen Mitteleuropa beheimatet. Als Wildpflanze ist die Gelbe Narzisse in ihren Beständen stark bedroht und entsprechend streng geschützt, das Pflücken wilder Narzissen ist daher auch verboten. In Deutschland findet man wilde Narzissen im Nationalpark Eifel in der Nähe von Monschau, im Perlenbach-Fuhrtsbachtal und bei Misselberg bei Nassau an der Lahn. In den letzten Jahren hat sich die Narzissenblüte in der Eifel zur Touristenattraktion gemausert. Doch in diesem Jahr finden keine „Narzissen-Wanderungen“ statt, wegen Corona.

Narzissen gehören – wie Schneeglöckchen und Märzenbecher – zur Familie der Amaryllisgewächse. Sie schätzen kalkarme, lichte Standorte auf Bergwiesen oder in Mischwäldern aus Tannen, Buchen, Eichen, Erlen, Eschen und Birken und bevorzugen einen gut dränierten Standort in kleinen Gruppen.

Die Gelbe Narzisse ist mit allen aus ihr hervorgegangenen Kultursorten und Hybriden die wirtschaftlich bedeutendste unter den Narzissen. Jedes Jahr zur Blütezeit wird sie in großen Mengen als Schnittblume in den Handel gebracht. Aber auch ihre Zwiebeln werden als frühe Beet- und Rabattenbepflanzung in beträchtlichen Mengen verkauft. Von der Narzisse gibt es mittlerweile Zigtausende Kulturformen. Wie alle Frühblüher so beziehen die Narzissen ihre Energie für ihre explodierende Lebenskraft in der Frühlingszeit aus den in den Zwiebeln gespeicherten Nährstoffen.

Blühende Narzissen im Garten zu haben ist kinderleicht. Wühlmäuse verschonen die Zwiebel, offenbar bekommt die Osterglocke ihnen nicht. Die Zwiebeln der Narzissen pflanzt man im Herbst und zwar so, dass ihre Spitze etwa zehn Zentimeter von Boden bedeckt sind. Gepflanzt wird im September/Oktober damit noch vor dem Frost die Wurzeln angehen können.

Die Zwiebeln vermehren sich durch Brutzwiebeln. Doch auch die Blüten bilden Samen aus. Wenn die Kapseln gereift sind, reicht ein Windstoß aus oder ein vorbeistreifendes Tier, um den Samen herausrieseln zu lassen. Es gibt also auch keine Nachwuchssorgen.

Durch die Artenvielfalt kann man eine Blütenabfolge von März bis in den Mai erreichen. Auch von der Größe her sind die Narzissen sehr vielseitig. Sie werden zwischen 25 und beinahe 50 Zentimeter hoch. Es gibt sogar ganz winzige Züchtungen, die nicht höher als zehn Zentimeter werden.

Verwelkte Blüten sollten wie bei den Tulpen entfernt werden, damit sie keine Samenstände bilden. Die Blätter lässt man stehen, sie vergilben im Hochsommer und sterben ab – eigentlich sobald die Samenkapseln reif werden. Das Abschneiden der Blüten, selbst mit langen Stielen, schadet der Pflanze kaum. Während der Blütezeit benötigt die Pflanze viel Wasser.

Bei den Narzissen sind alle Pflanzenteile giftig und zwar derart, dass auch das Blumenwasser in der Vase Vergiftungen hervorrufen kann. Die Vergiftungen entstehen zumeist durch Verwechslungen der Zwiebel mit einer Küchenzwiebel. Mögliche Symptome sind Erbrechen, Durchfälle, Bauchschmerzen, Schweißausbrüche, Herzrhythmusstörungen nach dem Verzehr großer Mengen. Wer eine empfindliche Haut hat, kann durch Narzissen einen Hautausschlag bekommen.

Auch andere Blumen sind allergisch gegen Osterglocken. Tulpen zum Beispiel, lassen schnell die Köpfe hängen, denn frisch geschnittene Osterglocken sondern einen Schleim ab, der auf andere Blumen giftig wirkt und deren Gefäße verstopft. Abhilfe kann man verschaffen, wenn man die Narzissen-Stiele kurz in heißes Wasser taucht und die Blumen einen Tag lang alleine in eine Vase stellt.

Im Garten hingegen vertragen sich Narzissen, Osterglocken und Hyazinthen gut. Seit dem 16. Jahrhundert sind sie in den Parks zu finden.

Zu den Bildern: Die Blumenwiese am Bach gibt es in der Eifel zu bewundern. - Wilde Narzissen haben kleinere Blüten und wirken etwas blasser. Fotos: flora

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