Unverwechselbar und giftig

Die Einbeere ist Blume des Jahres 2022

0 29.04.2022

Sie ist unverwechselbar, in unseren Breiten gibt es keine weitere Pflanze, die so aussieht. Leider gilt die Vierblättrige Einbeere im Ruhrgebiet als verschollen – im Bergischen Land oder in der Eifel kann man sie hingegen noch antreffen. Paris quadrifolia, so der wissenschaftliche Name, hat vier Blätter und als Frucht eine schwarz glänzende Beere.

Liebe“ Kinder haben viele Namen und so wird die Einbeere auch noch Augenkraut, Blatternblatt, Fuchsauge, Fuchstrauben, Krähenauge, Kreuzkraut, Sauauge, Schlangenbeere, Schwarzblattlkraut, Sternkraut, Teufelsauge, Teufelsbeere oder Wolfsbeere genannt.

Mit der Wahl der Vierblättrigen Einbeere zur Blume des Jahres 2022 möchte die Loki-Schmidt-Stiftung besonders auf den Schutz von naturnahen und historisch alten Wäldern aufmerksam machen. Denn die Einbeere kann sich nur langsam ausbreiten, so dass sie viel Zeit zur Besiedlung neuer Waldstandorte benötigt und auf den langfristigen Schutz ihres Lebensraumes in alten Wäldern angewiesen ist.

Man findet die Einbeere in krautreichen Eichen- und Buchenwäldern, in Auen- oder Nadelmischwäldern. Sie bevorzugt feuchte, nährstoffreiche, humose Böden. Sie wächst oft in Gruppen und will hoch hinaus: In den Alpen wächst die Pflanze bis zu einer Höhe von fast 1900 m.

Die Einbeere ist eine krautige Pflanze, die im Frühling immer wieder ihre Sprosse und Blätter durch den Waldboden schiebt. Sie ist also eine so genannte ausdauernde Pflanze, die Wuchshöhen bis 40 Zentimeter erreicht. Die Einbeere überwintert unterirdisch, ihr Wurzelsystem (Rhizom) kann bis zu 14 Jahre alt werden. Die Laubsprosse werden an der Oberseite der Rhizoms ausgebildet, sie sterben nach dem Fruchten ab. An einem Stängel stehen nur vier Blätter in einem Quirl. Die Laubblätter sind einfach und ganzrandig. An jedem Stängel wird an dessen Ende nur eine endständige Blüte gebildet. Die Blüte ist zwittrig, grün und symmetrisch. Sie blüht von Mai bis Juni. Besonders auffällig ist der Fruchtknoten, er besteht aus vier verwachsenen Fruchtblättern. Er ist glänzend-schwarzviolett und hat vier Narben. Es gibt vier innere Blütenhüllblätter, die fadenförmig sind, die äußeren Blütenhüllblätter sind etwas breiter und 2 bis 3 cm lang. Acht Staubblätter machen die geruchlose Blüte komplett.

Die Botaniker sind sich noch nicht ganz einig. Obwohl die Blüte nicht riecht, wird sie von Fliegen angeflogen, die wohl auf die Schauwirkung der Blüte mit ihren Staubblättern und dem glänzend-schwarzvioletten Fruchtknoten hereinfallen. Möglicherweise liegt eine „Fliegentäuscheblume“ vor. Der Fruchtknoten soll wie gammeliges Fleisch aussehen.

Die Früchte sind vierfächrige, vielsamige, blauschwarze Beeren, die einen Durchmesser von bis zu einem Zentimeter erreichen. Sie reifen zwischen Juli bis September ein, sie werden von Vögeln oder Ameisen gefressen, die die unverdaulichen Samen wieder ausscheiden und so verbreiten.

Man solle es sich nicht einfallen lassen, die Beere selber zu probieren. Sie ist giftig, wie der ganze Trieb. Die Pflanze enthält Glykoside und Saponine. Der Genuss mehrerer Beeren kann zu Brechreiz, Magenkrämpfen sogar zum Tod durch Atemlähmung führen.

Die ganze Pflanze wurde im ausgehenden Mittelalter in der Volksmedizin als Mittel gegen die Pest angewandt – allerdings nicht gegessen - sondern am Körper getragen.

Zu den Bildern: Im Mai bildet jeder Stängel an seinem Ende eine Blüte über dem Blattquirl. (Bild oben) Die vierzähligen Blüten zeigen auffallend gelbe Staubfäden mit Pollen und unscheinbare grüne Blütenblätter. Die Einbeere wird vor allem von Fliegen bestäubt, aber die Pollen werden auch mit dem Wind verteilt. Foto: flora

Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich im Laufe des Sommers eine schwarze oder dunkelblaue Beere, in der sich die Samen ausbilden. Diese werden durch Vögel und Ameisen verbreitet. Foto: flora

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