Von Tetrachlorkohlenstoff und Totenköpfen

0 29.03.2019

Ach du gute Güte! In Mutterns Giftschränkchen stand so eine als „Salmiakgeist“ getarnte Flasche mit Ammoniakwasser. Sie tat immer ein Schlückchen ins Fensterputzwasser und hatte blitzblanke Scheiben.

Ein lieber Leser erinnerte mich (nach meinem Hilferuf in der vergangenen Woche) an diesen Putzblitz-Brauch und dann fiel es mir wieder ein: Das Zeug stank erbärmlich. Mir wurde immer ganz kodderig, wenn Muttern die Fenster wienerte. Und ich versuchte in meinem kindlichen Schädel zu kapieren, wie etwas auf der einen Seite so stinken und so gefährlich sein konnte, aber auf der anderen gut schmecken konnte: Oder mögen Sie keine Salmiakpastillen?

Ein weiteres, kleines braunes Fläschchen in Mutterns Giftschrank trug sogar einen roten Totenkopfaufkleber. Wohl deshalb lernte ich den Namen der Substanz auswendig: „Tetrachlorkohlenstoff“. Es stank gottserbärmlich und kam immer dann zum Einsatz, wenn ein Flecken aus einer Bluse oder einem Kleid partout nicht mit normalem Waschmittel rausgehen wollte. Wenn ich jetzt noch von Vatterns Gift erzähle, dann wundern Sie sich bestimmt, meine lieben Leserinnen und Leser, dass ich meine Kindheit überhaupt überlebt habe. Vater pflegte die Blattläuse auf seinen Rosen mit E605 umzubringen. Mit diesem Mittel hantierten in den Fünfzigern und Sechzigern gerne Mörder und Selbstmörder. „Geh mal ein Stückchen weiter weg“, sagte er, bevor er das Puder auf die Blätter stäubte. E 605 war in einer metallenen Dose – ebenfalls mit Totenkopf – aus der man durch Draufdrücken das weiße Zeugs verteilen konnte. In einen Giftschrank tat er die Büchse übrigens nicht extra. Sie stand stets griffbereit in der Gartenlaube. Puh. Gut, dass man heute kein E605 mehr kaufen kann. Obwohl: Vorhin sah ich an meinem Zitrusbaum Schildläuse. SCHILDLÄUSE! Das ist ja wohl das allerletzte.

Noch einmal zurück zur vergangenen Woche und zum Thema Hausputz: Eine liebe Leserin, eine besonders tierliebe Leserin, empfiehlt „Snapy“, eine Lebendfalle für alles, was zwischen sechs und acht Beinen hat. Die einen, die die fette Winkelspinne nach dem Fangen an die frische Luft setzen, leben in dem guten Gefühl wirklich ein Herz für Tiere zu haben. Die anderen freuen sich, dass auf der Tapete kein großer Fleck entstanden ist.

So, nun wünsche ich Ihnen und Euch ein wunderschönes, geruhsames, friedliches Wochenende. Monica

P.S.: Schock, schwere Not. Um auf andere Gedanken zu kommen, wollte ich Kuchen backen. Doch der Mixer ist hinüber nach kaum 50 Jahren! Das ist doch nicht nachhaltig!

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