Grave, Franz

Weihbischof in Essen

Franz Grave wurde am 25. November 1932 in Essen-Frohnhausen als Sohn einer Handwerkerfamilie geboren. Nach dem Abitur am Gymnasium Borbeck 1953 (u.a. mit Günter Streich) absolvierte er ein Theologiestudium und wurde am 2. Februar 1959 im Hohen Dom zu Essen von Bischof Dr. Franz Hengsbach zum Priester geweiht. Seine ersten Stationen: Kaplan in St. Laurentius in Duisburg-Beeck, Religionslehrer an einer Duisburger Realschule und Subsidiar in der Gemeinde St. Maximilian in Duisburg-Ruhrort. Am 1. Juni 1966 wurde er zum Diözesanpräses der Deutschen Kolpingfamilie im Bistum ernannt. Das Amt bekleidete er bis 1972.

Am 16. November 1970 übertrug ihm Bischof Franz Hengsbach die Leitung des Bischöflichen Seelsorgeamts im Generalvikariat. Gemeinsam mit dem Diözesanrat im Bistum brachte Franz Grave unter anderem bundesweite Aktionen zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und Hilfsaktionen für benachteiligte Jugendliche auf den Weg. Im Diözesantrat der Katholiken übernahm er die Aufgabe des geistlichen Assistenten und 1978 wurde Franz Grave zum residierenden Domkapitular ernannt. Als Diözesan-Präses der Kolpingfamilien im Bistum Essen von 1966 bis 1871 und als Diözesan-Präses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) von 1979 bis 1982 bemühte er sich um die Umsetzung der katholischen Soziallehre im Alltag bemüht. Als päpstlicher Ehrenprälat (Ernennung 1982) war er für die Vorbereitung und Durchführung des Papstbesuchs am 2. Mai 1987 in Essen verantwortlich.

Am 31. März 1988 ernannte ihn der Papst zum Weihbischof von Essen und Titularbischof von Tingeria (Mauretanien). Die Bischofsweihe erfolgte am 3. Mai 1988 im Dom zu Essen. Franz Grave war damit der erste in Essen geborene Bischof. Von 1992 bis 2008 leitete Franz Grave die Bischöfliche Aktion ADVENIAT. 1993 übernahm er die Aufgabe eines Bischofsvikars für weltkirchliche und gesellschaftliche Aufgaben. Der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika gehörte Franz Grave von 1999 bis 2008 an. Nach dem Rücktritt von Bischof Luthe war er bis zur Ernennung von Bischof Genn als Diözesan-Administrator tätig.

Am 27. Juni 2008 legte Franz Grave aus Altergründen sein Bischofsamt nieder und wurde als „Pastor im Ruhestand“ in der Mülheimer Pfarrei St. Mariä Geburt tätig. Im Februar 2019 konnte er hier und im Dom zu Essen sein Diamantenes Priesterjubiläum feiern. Franz Graves Handeln war der Frage verpflichtet: Was können wir für die Menschen tun? Seine Antwort lautete: „Das beste Kapital ist die Menschennähe“. Er setzte sich in besonderer Weise für den interkulturellen Dialog mit Lateinamerika und für Projekte zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit und zur Förderung benachteiligter Jugendlicher ein. So war er u.a. Initiator des 2002 gegründeten Bündnisses für Erziehung NRW.

Franz Grave hatte ein großes Herz besonders für die kleinen Leute. Sein Engagement für Bergleute und Stahlarbeiter und sein Bemühen um Ausbildungsplätze für Jugendliche führte in bis in die Chefetagen der Wirtschaftsunternehmen. Er zog aus der Pleite der Lehmann-Bank in den USA den Schluss: „Die Krise zeigt, dass wir einen Nachholbedarf bei der sittlichen Orientierung haben. Es ist Aufgabe der Kirche, den Menschen diese Orientierung zu vermitteln.“

Dem Stadtteil Borbeck blieb Franz Grave stets verbunden. Seine Abiturjubiläen feierte er im Kreis seiner Klassenkameraden immer an seiner alten „Penne“, dem Gymnasium Borbeck.

Für seine Verdienste wurde Franz Grave mehrfach ausgezeichnet. 2001 wurde ihm die Ehrendoktorwürde einer Universität in Honduras verliehen. 1989 erhielt er den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland 1. Klasse, 2006 den Verdienstorden des Landes NRW, 2010 den Ehrenpreis zum Heinrich-Brauns-Preis für sein Lebenswerk und ebenfalls 2010 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

Am 19. Februar 2022 ist Franz Grave im Alter von 89 Jahren in Essen gestorben. Die Beisetzung fand nach dem Requiem im Essener Dom am 26. Februar auf dem Kapitelsfriedhof statt. (FJG)

Quellen: Wolfgang Sykorra: Von der Penne in die Welt. Hrsg. Von Lothar Böning. Edition rainruhr. Essen 2013. S. 57-59, Nachruf in der NRZ vom 21.02.2022., diverse Zeitungsartikel.

Bild oben: Weihbischof em. Franz Grave, Foto: Achim Pohl, Bistum Essen

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