Hartz, Theodor

Ordensmann, KZ-Opfer

Theodor Hartz wurde am 2. Januar 1887 als Sohn einer kinderreichen Kleinbauernfamilie im Dorf Lutten-Amerbusch (Gemeinde Goldenstedt) geboren. Nach der Mittleren Reife besuchte der das Spätberufenen-Seminar im italienischen Pengano, legte dort 1908 das zeitliche Gelübde ab und empfing 1914 die Priesterweihe.

Nach der Verlegung der Spätberufenenschule von Pengano nach Borbeck 1923 übernahm P. Hartz deren Leitung und wurde ein Jahr darauf Leiter der Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Borbeck mit dem ab 1927 bestehenden St. Johannesstift. Von 1938 bis 1940 war er Direktor der Studienanstalt in Benediktbeuren, kehrte jedoch 1940 nach Borbeck zurück. Seit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten stand P. Hartz als Schlüsselfigur der katholischen Jugendarbeit in Borbeck unter besonderer Beobachtung durch die Gestapo. Verschiedene Unterstellungen und Vorwürfe von Seiten der Nazis (z.B. angebliche Unterschlagung von Kartoffeln) konnte er erfolgreich abwehren.

Im August 1941 wurde die Niederlassung der Salesianer durch die Gestapo geschlossen und der gesamte Besitz beschlagnahmt. Die Salesianer mussten innerhalb weniger Stunden Essen verlassen und sich in das Haus in Helenenberg begeben. Dort wurde er im April 1942 verhaftet und im Juni in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Vorgeschobener Grund für die Verhaftung war sein Briefwechsel mit einer Wohltäterin der Salesianer, der in die Postkontrolle der Gestapo geraten war. P. Hartz hatte in einem persönlichen Brief den Grund für die Nichtbeantwortung ihres Schreibens genannt – die staatspolizeiliche Schließung und Beschlagnahme des Hauses einschließlich der Sperrung der Konten. Daraus konstruierten die Machthaber den Vorwurf, P. Hartz habe durch die „Verbreitung von Rundschreiben staatsabträglichen und volksverdummenden Inhalts“ an die Gebefreudigkeit von Volksgenossen appelliert.

Am 23. August 1942 erlag P. Hartz den unmenschlichen Haftbedingungen. Da der Pfarrer seiner Heimatgemeinde in Lutten die Bestattung verweigerte, fand im Oktober 1942 auf dem Friedhof an der Hülsmannstraße in Borbeck seine Urnenbeisetzung statt. Am Eingang des Friedhofs ist eine Gedenktafel angebracht. An der Kirche St. Johannes-Bosco in der nach ihm benannten Straße erinnert ein Gedenkstein an den mutigen Ordensmann aus Borbeck.

Franz J. Gründges

Quellen: P. Johannes Wielgoß: P. Theodor Hartz SDB. Benediktbeurer Schriftenreihe Nr. 46. – Averhoff, Alexander: Theodor Hartz SDB. In: Internetportal Rheinische Geschichte., Averhoff, Alexander, Theodor Hartz SDB, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/theodor-hartz-sdb/DE-2086/lido/5be00df86f6c27.51473754 (abgerufen am 07.04.2020)

 

Bild oben: Stolperstein für P. Theodor Hartz SDB in der nach ihm benannten Straße vor dem Don-Bosco-Gymnasium, unten: Gedenkvitrine für Pater Hartz in der Empfangshalle des St. Johannesstifts in Essen-Borbeck

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