Kaldenhof

Bis 1915 hieß die Straße Kaldenhof in Schönebeck Winkelstraße. Sie führt sehr verwinkelt von der Bonnemannstraße zur Lockstraße. In ihrer Nähe gibt es noch den Kaldenhofs Kamp und den Kaldenhoverbaum, dessen Name auf den alten Schlagbaum zurückgeht, der schon im 17. Jahrhundert beim Hofe Kaldenhof stand.

Verwinkelt und verwickelt ist auch die Geschichte des Hofes, von dem die Straße ihren Namen erhalten hat. Es handelt sich dabei um den Hof, der in der südwestlichen Ecke von Schönebeck lag und der schon im „Kettenbuch“ von 1332 erwähnt worden ist. Er gehört mit dem Hof an der Pollerbecke zu den „Urhöfen“ (Wördehoff) Schönebecks. Heute ist hier der Gartenbautrieb Trautmann zu Hause. Daneben gab es auf Mülheimer Seite einen weiteren Kaldenhof. Vermutlich waren die Bewirtschafter bzw. Besitzer der Höfe miteinander verwandt. Neuere Recherchen haben ergeben, dass dieser Hof noch bis in die 1960er-Jahre von einer Familie Kaldenhoff bewirtschaftet worden ist.

Dickhoff hat sich die Mühe gemacht, die wechselvolle Geschichte der Eigentumsverhältnisse aufzudröseln. Auch er beginnt mit dem „Kettenbuch“ von 1332, in dem steht, dass ein Wennemar von Vronhausen (Frohnhausen) gegenüber Kaldenhoven zu Abgaben verpflichtet ist. 1668 nennt das Landmatrikel als Aufsitzerin (Pächterin) eine Enne (Änne) Wittib (Witwe) Kaldenhoven. Der von ihr bewirtschaftete Hof war rund 49 Morgen groß und in den Oberhof Borbeck zinspflichtig. Einige Jahre darauf (1696) wurde der Hof als Erbgewinngut an Dierich von Kaldenhoffen und seine „eheliche Haußfrau“ verpachtet. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Hof nicht weniger als vier Eigentümer. Darunter befanden sich die Gebrüder Diepenbeck aus Mülheim an der Ruhr.

1764 übertrug Hermann Kaldenhoff d. Ältere (er starb ein Jahr darauf) mit Zustimmung der Pachtherren den Hof als Leibgewinn auf seinen ältesten Sohn Johannes Dierich. Das war eine Fehlentscheidung, wie sich spätestens dann herausstellte, als der Sohn und seine Ehefrau Maria Catharine vorm Walde 1774 „mit Sack und Pack von dem Hof boshafterweise entwichen“ (nach einer Aktennotiz des Richters Mittweg). Überhaupt blieben die Pächter des Kaldenhoff-Gutes mit ihren Abgaben häufig in Rückstand, so dass zu mehreren Prozessen kam (vgl. Dickhoff).

Neuer Aufsitzer wurde Hermann Kaldenhoff, der in einem Verzeichnis aus dem Jahre 1795 als „ganzer“ Bauer aufgeführt wird (es gab auch Bauern mit einer halben Hofstelle). Hinsichtlich des Grundbesitzes wurde es unübersichtlich. Es gab nämlich mehrere Grundherren, die sich den Besitz teilten. Je ein Drittel besaßen ein Mann namens Steinhaus und ein Doct. Devens, das letzte Drittel teilten sich der Richter Bischopink und die Erben Mittweg.

1809 erwarben Hermann Kaldenhoff und seine Frau Anna Maria Klaumann neun Anteile des im Besitz der Erben von Christian Steinhaus befindlichen Drittels. Um die Jahrhundertmitte später gelang es seinem Sohn Johann Kaldenhoff, die übrigen Anteile u.a. von den Erben des Dr. Bischopink, des Landrats Devens, des Sekretärs Mittweg und der Witwe Diepenbeck aufzukaufen.

Schließlich kam der Hof über Johann Kirchmann gen. Kaldenhoff  und seine Witwe Bernhardine, geb. Ridder, im Jahre 1914 an deren Kinder und später an die Familie Gimken. (FJG)

Quellen: Erwin Dickhoff: Essener Straße. Essen 2015. – Ludwig W. Wördehoff: Borbeck in seinen Straßennamen. Essen 1987.

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