Knüppel, Anton Alexander

Der Altenessener Komponist, Organist und Kirchenmusiker Anton Friedrich Alexander Knüppel stammt aus dem Münsterland. Er kam am 17. April 1880 in Billerbeck als Sohn des Buchdruckereibesitzers Max Friedrich Knüppel (geb. 1846 in Hohenholte bei Havixbeck, gest. 1910 in Billerbeck) und der Josefine Elisabeth geb. Schlenker (geb. 1855 in Telgte, gest. 1936 in Billerbeck) zur Welt. Der Vater hatte 1874 den Billerbecker Anzeiger ins Leben gerufen und betrieb neben der Druckerei noch eine Buchhandlung mit Schreibwarenladen in Billerbeck. 1894 erschien in Billerbeck seine Geschichte von „Jannbernd von de Beerlage. Ne wohre Geschichte up Platt vertellt“.

Anton Friedrich Alexander Knüppel hatte sieben Geschwister. Die Brüder Max und Carl und die Schwestern, Maria Theresia Elisabeth Henriette (geb. 1882 in Billerbeck, gest. 1962 in Süchteln), Pauline Josephine Karoline Maria (geb. 1884 in Billerbeck, gest. 1958 in Billerbeck), Maria Elisabeth Alexandrine (geb. 1887 in Billerbeck, gest. 1948 in Hehn bei Mönchengladbach), Cornelia (geb. 1890 in Billerbeck, gest. 1967 in Berlin-Lichterfelde) und Wilhelmine Auguste Antonia (geb. 1893 in Billerbeck, gest. 1978 in Billerbeck).

Max Knüppel (geb. 1881 in Billerbeck, gest. 1957 in Billerbeck) führte nach der Abtrennung von der elterlichen Buchhandlung die Druckerei und den Verlag in der Bahnhofstraße weiter. Immer wieder musste er für die Schulden, die die Buchhandlung anhäufte, durch die Übernahme von Bürgschaften und Hypotheken aufkommen, zuletzt in den 1930er-Jahren durch Abtretung einer Grundschuld zur Verhinderung einer drohenden Zwangsversteigerung.

Carl Bernhard Maria Knüppel (geb. 1888 in Billerbeck, gest. 1956 in Billerbeck) übernahm 1923 Buchladen und Schreibwarengeschäft, erwies sich in der Folge aber als nicht hinreichend geschäftstüchtig. Nach dem 2. Weltkrieg musste das Stammhaus verkauft werden. In den 1930er-Jahren verfasste er u.a. für den von der örtlichen NSDAP herausgegebenen „Heimatbrief Billerbeck“ heimatkundliche Aufsätze und schrieb gelegentlich plattdeutsche Gedichte. Lokalpolitisch war er von 1935 bis 1945 als Amtsbürgermeister aktiv. Nach dem 2. Weltkrieg stand er unter Vermögenssperre. 1953 ist sah er sich gezwungen, sein Haus zu verkaufen. Aus dem öffentlichen Leben hielt sich Carl Knüppel weitestgehend fern. Als Mitglied des 1947 gegründeten Heimatvereins Billerbeck e.V. widmete er sich der Lokalgeschichte. 1954 erschien sein „Führer durch die Geschichte der Sehenswürdigkeiten der Stadt Billerbeck“. Wegen seiner Affinität zum Nationalsozialismus galt Carl Knüppel als „braunes Schaf“ der Familie (Hinweis von Sarah Bosse, der in Billerbeck lebenden Urenkelin von Anton Alexander Knüppel).

Anton Alexander Knüppel bekam mit seiner ersten Frau Maria Rosa (geb. Grönert) drei Kinder, die Söhne Friedrich Max Maria Knüppel (geb. 1909 in Altenessen, ebda. gestorben, Todesjahr nicht bekannt) und Gregor Maria Knüppel und die Tochter Cäcilia (geb. 1914 in Altenessen, gest. 1989 in Billerbeck). Mutter Maria Rosa, geb. 1887 in Pürstein/Böhmen, dem „Meran des Erzgebirges“ im Tal der Eger, starb bereits 1920 in Altenessen im Alter von 32 Jahren. Der Witwer heiratete dann 1929 in Kamp-Lintfort die Christine Knüppel geb. Hinsenkamp (geb. 1905 in Altenessen).

Der Sohn Gregor Maria Knüppel (geb. 1908 in Altenessen, gest. 1973 in Billerbeck) besuchte die Folkwang Musikschule Essen und wurde 1936 wie sein Vater Organist, Chorleiter und Küster an der Herz-Jesu-Kirche in Altenessen. Er heiratete am 1937 die Johanna Knüppel geb. Gehling (geb. 1913 in Essen). Aus der Ehe gingen die Kinder Hildegard (geb. 1938 in Altenessen, gest. 2019 in Billerbeck), Doris (geb. 1939 in Altenessen, gest. 2001 in Billerbeck), Caecilia (*1946), Theresia (*1948) und Gregor (*1950) hervor. Die Eheleute Knüppel verzogen Ende Juli 1971 nach Billerbeck, Baumgartenstr. 28. (Angaben nach Kürschners Deutschem Musiker-Kalender 1954 und den im Stadtarchiv Essen befindlichen Meldekarten). Doris Knüppel war mit Johannes Stumpe verheiratet, geboren 1936 als Sohn des Maschinenschlossers Johannes Stumpe in Essen. Er nahm als Schriftsteller den Namen Jo Pestum an. Aus der Ehe stammt die Tochter Sarah Bosse. Sie ist ebenfalls Schriftstellerin und lebt in Billerbeck.

Anton Alexander Knüppel besuchte nach Abschluss der Schulausbildung in Billerbeck von 1899 bis 1901 die katholische Kirchenmusikerschule Gregoriushaus in Aachen, die von 1940 bis 1969 von dem aus Borbeck stammenden Heinrich Freistedt geleitet wurde. Nach halbjähriger Tätigkeit als Chordirigent und Lehrer an der Präpanderie im ostpreußischen Heiligelinde (Kreis Rastenburg) mit einer Orgel vom Anfang des 18. Jahrhunderts in der dortigen Basilika arbeitete A.A. Knüppel zwei Jahre als Organist und Chordirigent in Adorf (Vogtland), wo es in der St. Michaeliskirche eine Meisterorgel vom Ende des 18. Jahrhunderts gibt, und war danach in gleicher Funktion ein Jahr lang in Egen bei Wipperfürth tätig. Von 1906/07 bis 1936 war er Organist und Chorleiter an der Herz-Jesu-Kirche in Altenessen.

Im Rahmen des ersten Kongresses katholischer Kirchenmusiker vom 12. bis 16. September 1926 wurde Knüppels Weihnachtsmesse „Puer natus est nobis“ im alten Essener Saalbau von den Vereinigten Kirchenchören St. Josef und Herz Jesu (Essen-Frintrop) und St. Marien (Oberhausen) mit etwa 400 Sängerinnen und Sängern, dem verstärkten Städtischen Orchester Essen und Fritz Pothmann aus Borbeck an der Orgel unter der Leitung von Hermann Schommer (Oberhausen) aufgeführt. Eine Uraufführung erlebte Frintrop am Ostersonntag 1929 mit Knüppels h-Moll-Messe, die vom Kirchenchor St. Josef Essen-Frintrop unter der Leitung von Wilhelm Klefisch gesungen wurde. Auch das „Salve Regina“ von Knüppel gehörte zum Repertoire des Frintroper Kirchenchors.

Knüppel engagierte sich über seine Tätigkeit als Organist hinaus für eine Reform der Kirchenmusik. Als einer der Gründer der Monatsschrift „Der katholische Organist“ setzte er sich nach der Rückkehr aus dem Krieg unter anderem für die Beseitigung des Dilettantismus in der Kirchenmusik, für die Zulassung von Frauenstimmen in den Kirchenchören und für die Neuregelung der Besoldungs- und Pensionsverhältnisse der Berufs-Kirchenmusiker ein.

Mit dem Essener Heimatdichter Hermann Hagedorn stand A.A. Knüppel in einem regen Austausch. Er verfasste einige Hagedorn-Gedichte für Solostimme und Chor. Im Werkverzeichnis von Franz Feldens (Musik und Musiker der Stadt Essen, Bacmeister 1937, s. Koerner, Anm. 1) wird erwähnt, dass Knüppel unter anderem drei „germanische Gesänge“ von Hermann Hagedorn vertont hat. Im Archiv des Kultur-Historischen Vereins Borbeck befindet sich das gedruckte Programm des Heimatabends vom 23. Oktober 1933 in der Waldschenke Essen-Borbeck mit Gedichten von H. Hagedorn, Musik von A.A. Knüppel und Liedvorträgen des Schubert-Doppelquartetts unter der Leitung von Ernst Schürbusch.

Neben seiner Leidenschaft für Musik befasste sich A. A. Knüppel als Mitbegründer des Essener Zweigs der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde mit familiengeschichtlichen Fragen. Mit Hermann Hagedorn führte er einen regen Austausch über Themen aus Genealogie und Heimatgeschichte. So ließ er in den 1930er-Jahren Hermann Hagedorn Einzelheiten über „Hagedorns Hoff“ aus den Akten des Stiftes Stoppenberg im Staatsarchiv Düsseldorf zukommen. Das diesbezügliche Schreiben schloss Knüppel mit einem „Heil Hitler!“ ab. Darüber hinaus verfasste er einen Aufsatz über die Paus-Höfe und ihre Familien in Borbeck, veröffentlicht 1939 in der Zeitschrift „Scholle und Schacht“. Anton Alexander Knüppel ist am 8. Mai 1940 in Essen-Stoppenberg gestorben.

Franz Josef Gründges

 

Werke:

Requiem für 1 Singstimme mit Orgelbegleitung op. 6 (Verlag Mecke Druck, Duderstadt 1921).
Weihnachtsmesse „Puer natus est nobis“ (1926).
Varianten des Panga-lingua-Hymnus op. 6 für fünfstimmigen gemischten Chor und Orgel (1928).
Messe in h-Moll (1929).
Messe in g-Moll (1929). Archiv der Niederländischen St. Gregorius-Vereinigung, reg. Nr. 1480.
14 Fughetten für Orgel op. 16a (1930).
Requiem aeternam op. 26 /1935).

Quellen:

Archiv des Kultur-Historischen Vereins Essen-Borbeck: Dokumente aus dem Nachlass, zur Verfügung gestellt von A.A. Knüppels Urenkelin Sarah Bosse aus Billerbeck. (Es handelt sich um zwei Portraitfotos von A.A. Knüppel, s. Koerner S. 21 und 22).
Meldekartei aus dem Bestand des Stadtarchiv Essen (übermittelt per E-Mail von Cordula Holtermann am 07.07.2023).
Kürschners Deutscher Musiker-Kalender 1954.
Informationen zur Familiengeschichte durch Sarah Bosse (übermittelt per E-Mail am 02.07.2023).
Sammlung von Totenzetteln aus Billerbeck im Internet.
Gedbas – Familiengenealogische Informationen des Vereins für Computergenealogie. (https://gedsas.genealogy.net (abgerufen am 08.07.2023).
Traueranzeigen im Münsterland. Westfälische Nachrichten Münster. (https://www.trauer.ms (abgerufen am 05.07.2023).

Literatur:

Koerner, Andreas: Knüppel, Klefisch und Hagedorn – freundschaftlich verbunden. In: Borbecker Beiträge 1/2014, S. 21-24 (dort sind weitere Quellen genannt).
Festschrift „100 Jahre in um und St. Josef Essen-Frintrop 1877-1977“, Frintrop 1977.
Biografische Aufzeichnungen zu Carl Knüppel vom Regionalhistoriker und Numismatiker  Peter Ilich (1947-2023), Enkel von Max Knüppel (übermittelt von Sarah Bosse am 03.07.2023).

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