Lambertz, Matthias

Pfarrer an St. Michael, Polenseelsorger

Johannes Matthias Lambertz wurde am 1. Mai 1872 in Kalterherberg/Kreis Monschau geboren. Die Priesterweihe empfing er am 10. August 1897 in Köln. Danach verbrachte er ein Jahr im polnischen Gnesen (ca. 50 km östlich von Posen), um die polnische Sprache zu erlernen, bevor er am 20. September 1898 Kaplan an St. Marien in Oberhausen wurde.

Der damals amtierende Essener Polizeikommissar attestierte dem jungen Geistlichen in seinem Bericht an den Regierungspräsidenten in Düsseldorf vom März 1899, Johann Matthias Lambertz habe sich in kurzer Zeit ein hohe Ansehen in der polnischen Bevölkerung verschafft und tue alles, um den Prozess der Germanisierung der in Oberhausen und Borbeck lebenden Polen voranzutreiben. In späteren Schreiben hielt man ihm zugute, dass er sich im Umgang mit der polnischen Bevölkerung streng an die Vorschriften halte und allen nationalpolnischen Bestrebungen entgegentrete.

Am 2. August 1902 wurde Kaplan Lambertz zum Rektor an St. Michael in Essen-Dellwig, der neuen Filialkirche von St. Dionysius in Borbeck, ernannt. 1905 wurde er in Pfarrer der nunmehr selbständigen Pfarrei. Hier konnte er seine Kenntnisse der polnischen Sprache wirkungsvoll einsetzen, waren doch etwa ein Drittel der Pfarrmitglieder von St. Michael Polen. Pastor Lambertz hörte Beichte auf Polnisch und hielt jeden Sonntag eine Hl. Messe mit polnischen Gebeten und Gesängen. Daran hielt er trotz der Abmahnung durch den Oberpräsidenten der Rheinprovinz in Koblenz, polnische Gottesdienste nur alle 14 Tage abzuhalten, weiterhin fest.

Überhaupt nahm der behördliche Druck auf die Gemeinden zu, weil sich Teile der Ruhrpolen zunehmend politisierten und damit begannen, eine polnische Infrastruktur aufzubauen. Aus diesem Grund begegnete man der subsidiären, in die Pfarrseelsorge eingebetteten Polenseelsorge mit großem Misstrauen. Die Polengottesdienste von Pfarrer Lambertz waren den Behörden auch deshalb ein Dorn im Auge, weil der Gebrauch der polnischen Sprache im Zuge der Germanisierungspolitik seit 1873 in Schulen, seit 1899 auf Schachtanlagen und seit 1908 auf öffentlichen Versammlungen offiziell verboten war.

In seinen Berichten über die Polenseelsorge in Dellwig an das Erzbistum Köln machte Pastor Lambertz konkrete Angaben zum Besuch der Gottesdienste in St. Michael. Darin wurde deutlich, dass die Germanisierung der polnischen Gemeindemitglieder von Jahr zu Jahr zugenommen hatte, so dass er im Bericht vom Februar 1938 davon sprach, dass die Jugend für polnische Seelsorge nicht mehr in Frage komme, weil sie der polnischen Sprache kaum noch mächtig sei. Ein Jahr darauf berichtete er, dass der sonntägliche Polengottesdienst mangels Nachfrage nicht mehr stattfinde und an seiner Stelle ein Kindergottesdienst angeboten werde.

Insgesamt gab es nach dem Ersten Weltkrieg einen Rückgang in der Polenseelsorge, bedingt dadurch, dass ein großer Teil der Ruhrpolen in die alte Heimat zurückging oder in benachbarte ausländische Kohlenreviere abwanderte. Während des Nazi-Regimes wurde die Polenseelsorge zum Beispiel durch das Verbot, die polnische Sprache zu verwenden, faktisch nahezu unmöglich gemacht. Neben Pastor Lambertz waren in Borbeck u.a. die Kapläne Bernhard Wachowksi in Dellwig und Nikolaus Leuchter an Herz-Jesu in Frintrop in der Polenseelsorge tätig.

Pastor Lambertz, der 1931 zum als Nachfolger von Monsignore Johannes Gatzweiler von St. Josef Frintrop zum Dechanten des Dekanats Borbeck ernannt worden war, hat sich in seiner langen Amtszeit als Pfarrer von 1905 bis 1942 um den inneren Aufbau und die Organisation des Gemeindelebens in St. Michael verdient gemacht. Ihm ist auch die Errichtung der heutigen Pfarrkirche St. Michael zu verdanken, die in den Jahren 1909 bis 1911 gebaut, 1911 eingeweiht und 1912 konsekriert wurde. Pfarrer Lambertz ist am 11. Mai 1942 in Oberhausen-Osterfeld gestorben. Nach ihm wurde 1987 der Matthias-Lambertz-Weg in Dellwig benannt. (FJG)

Quellen: Andreas Koerner: Polnische Bergarbeiter in Borbeck 1880-1945, Teil 1. In: Borbecker Beiträge 2/2007, S. 51-71, zu Lambertz S. 62 ff.. – Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Essen 2015. -

Zurück