Männergesangverein Apollo 1912

Unter den zahlreichen Chören und Chorgemeinschaften in Borbeck kann der Männerchor APOLLO 1912 eine Sonderrolle für sich in Anspruch nehmen, allein schon deshalb, weil er von der Gründung 1912 bis zur Auflösung 2016 über 100 Jahre bestanden hat. Das ist eine beachtliche Leistung, die es zu würdigen gilt. Ein bedeutender APOLLO-Protagonist war Ludwig W. Wördehoff. Ihm sind wichtige Informationen zur Geschichte des Chors zu verdanken. Begleiten wir ihn auf seinem Streifzug durch 104 Jahre.

Gegründet wurde der Chor im Januar 1912 in der Gaststätte des Wirts Heinrich Hörsken (heute Bahnhofs-Apotheke). Die meisten Sänger waren Bergleute und kamen aus Bergeborbeck, darunter befanden sich sechs Wördehoff-Brüder, von denen der älteste, Conrad, das Dirigat übernahm. Zum 1. Vorsitzenden wählten die Chorsänger Michael van der Mee. Den Namen APOLLO hat sich der Chor wohl deshalb gegeben, weil Apollo bei den Griechen und Römern als Gott der Künste und des Gesangs gegolten hat. Noch vor dem 1. Weltkrieg wechselte der inzwischen auf 25 Sänger angewachsene Chor nach Bochold ins Probelokal Ernst Wienfort, Borbecker Straße 79. Über die Aktivitäten des Chors vor 1914 ist nur so viel bekannt, dass er bei kleinen Festen und – der Zeit geschuldet – bei Abschiedsfeiern für Rekruten mitwirkte.

Nach dem Krieg, in dem mehrere Chormitglieder – darunter der Vorsitzende – ihr Leben ließen, konstituierte sich der Chor als Doppelquartett unter der Leitung von Heinrich Wördehoff neu. In den Folgejahren wechselte man mehrfach das Probelokal. Vom Wirt Albert Niestendietrich, Donnerstr. 112, zog man in die Gaststätte von Johann Keienburg (später Knotte), Donnerstr. 182, und von dort zum Wirt Peter Ploum (später Elbers), Dellwiger Str. 1.

In den sogenannten „Goldenen Jahren“ mit der Glitzerwelt aus Bars, Revues und Cabarets passte sich der Chor musikalisch und modisch dem Zeitgeist an. Man trat in Frack und Zylinder, mit weißer Chrysantheme am Revers, im Solo-, Duett- und Quartettgesang mit humoristischen Gesangseinlagen auf und bekam einen beachtlichen Bekanntheitsgrad in der näheren und weiteren Umgebung. Die Wirtschaftskrise der ausgehenden 1920er-Jahre setzte dem bunten Treiben jedoch ein Ende. Ob sich der Chor auflöste oder nur verstummte, ist nicht überliefert. Jedenfalls, so Wördehoff, ist der Zwangszusammenschluss der örtlichen Chöre und Gesangsquartette zum „NS-Männerchor“ an APOLLO vorübergegangen. Übrigens erwähnt Wördehoff in diesem Zusammenhang ausdrücklich den MGV „Sängerkreis“-Frintrop, der sich den Anweisungen des damaligen Ortsgruppenleiters auf Zusammenschluss widersetzt habe.              

Nach dem 2. Weltkrieg entstand um 1947 auf Betreiben des 18-jährigen Hermann Wördehoff wieder ein Doppelquartett, dem auch das Gründungsmitglied Ludwig Wördehoff d.Ä. angehörte. Man hielt zunächst provisorisch in der Wohnung von Walter Grüter im Schemmansfeld (dort gab es ein brauchbares Klavier!) seine Proben ab. Nicht zuletzt dank des Einsatzes von Geschäftsführer Kurt Müller wuchs das Doppelquartett zu einem Chor heran, der 1952 mit 24 Sängern unter dem Dirigat von Karl Willer aus Mülheim-Heißen am Leistungssingen des Sängerkreises Essen im Saalbau mit Erfolg teilnahm.

In den 1950er-Jahren war wegen der Schließung des Gasthauses Mennekes in der Unterstraße 83 (Wirtin war Hanni Knopp) wieder ein Wechsel des Probelokals angesagt. Man wechselt zum Wirt Willi Kalveram, Frintroper Str. 601. Verstärkung erhielt APOLLO durch Sänger des Männergesangsvereins „Arion“ 1901 aus Oberfrintrop, der sich 1951 auflöste. Nach und nach etablierte sich der Männerchor APOLLO zu einer weit über Essens Grenzen hinaus bekannten und beliebten Chorgemeinschaft, nicht zuletzt das Verdienst von Karlheinz Weber, der den Chor 38 Jahre lang, von 1955 bis zu seinem Tod 1993 als Vorsitzender geprägt hat. Für seine Verdienste um den Chorgesang wurde er 1955 zum „Bürger des Ruhrgebiets“ ernannt, 1988 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.

In Webers Ära errang APOLLO zweimal den Titel „Meisterchor“ des Sängerbundes Nordrhein-Westfalen. Außerdem gab es einige herausragende Konzerte. Erwähnt sei das Konzert im Mädchengymnasium Borbeck mit dem bekannten Bassisten Karl Ridderbusch und dem Städtischen Orchester. 2005 fusionierte APOLLO wegen des zunehmenden Mitgliederschwunds mit dem Mülheimer MGV „Frohsinn“. Beide Chöre standen unter der Leitung von Stephan Kassel. Beim traditionellen Weihnachtskonzert in St. Josef, Frintrop, war APOLLO gern gehörter Stammgast. Beliebt waren die eigenen Weihnachtskonzerte in der Borbecker Dreifaltigkeitskirche.

Dem allgemein nachlassenden Interesse am Chorgesang musste wie viele andere Chöre auch APOLLO Tribut zollen. Seit der Auflösung im Jahre 2016 ist der „Männerchor APOLLO 1912 Frintrop“ Geschichte. (FJG)

Quelle: Ludwig W. Wördehoff: 100 Jahre Apollo-Sänger. In: Borbecker Beiträge 1/2012, S. 27-29. – Ludwig W. Wördehoff: Singe, wem Gesang gegeben. Bericht über Chöre im Nachkriegs-Borbeck. In: Borbecker Beiträge 1/2010, S. 30-34.    

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