Mure, Theodor

Pfarrer an St. Bernhard

Theodor Mure, geboren am 26. Januar 1932 in Mülheim/Ruhr, wurde 1960 zum Priester geweiht und war anschließend in mehreren Pfarreien als Kaplan tätig: In St. Raphael in Duisburg-Bissingheim, St. Peter in Oberhausen, St. Franziskus in Gelsenkirchen-Bismarck, Herz Jesu in Bottrop, St. Peter und Paul in Duisburg-Huckingen, St. Peter und Paul in Herbede und St. Elisabeth in Bottrop.

Als Nachfolger von Pfarrer Günter Nowottnick übernahm Theodor Mure 1977 die Pfarrgemeinde St. Bernhard in Essen-Dellwig-Vogelheim. Neben der Pfarrseelsorge war er seit 1991 als ehrenamtlicher Seelsorger an der JVA Bochum tätig. An der Traugott-Weise-Schule in Borbeck und an einer Schule für geistig Behinderte in Bottrop erteilte Pastor Mure Religionsunterricht. Einen engen und freundschaftlichen Kontakt pflegte er mit den Bewohnern des Bodelschwingh-Hauses am Weidkamp.

Der Priester Theo Mure stand mit der Amtskirche auf Kriegsfuß und hielt mit seiner Kritik an offiziellen Lehrmeinungen und lebensfernen Dogmen nicht zurück. Wo immer es möglich war, machte er sich frei von den autoritären Zwängen des klerikalen Verhaltenskodexes. Theo Mure passte als Mensch und als Seelsorger in keine Schublade. Er fühlte sich in der Rolle des schlitzohrigen, bauernschlauen, mit allen Wassern gewaschenen Don Camillo wohler denn als braver, angepasster Diener seiner vorgesetzten Herren. Das brachte ihm manchen Rüffel der kirchlichen Obrigkeit ein. Man spürte in allen seinen Äußerungen und Handlungen eine tiefe Zuneigung zu den einfachen Menschen, besonders zu den Menschen, die mit Formen von Behinderung und Benachteiligung leben mussten.

Pastor Mure war ein einfacher, bodenständiger, tief im Menschlichen verwurzelter, grundehrlicher Mann des Volkes. Er stand mitten im Leben, war bescheiden und anspruchslos bis an den Rand der Selbstaufgabe. Es war die unangestrengte, ungekünstelte, ehrlich daherkommende Anspruchslosigkeit eines unangepassten Lebenskünstlers, dem die einfache Tat mehr wert war als das geschliffene Wort.

Kurz vor seiner Pensionierung am 1. Januar 1999 ist Theo Mure am 21. Dezember 1998 in Essen gestorben. Er wurde auf dem Hauptfriedhof in seiner Heimatstadt Mülheim/R. beigesetzt. Nach der Pensionierung, die Anfang 1999 erfolgt wäre, sollte und wollte Pastor Mure in der Gemeinde St. Thomas Morus in Vogelheim als Pfarrer in besonderem Dienst eingesetzt werden. Dazu ist es nicht mehr gekommen.

Zu seinem Requiem, das Bischof Luthe zelebrierte, kamen viele Menschen, die Theodor Mure gekannt hatten. In seiner Predigt hob Pfarrer Witzel von St. Thomas Morus die außergewöhnlichen menschlichen Qualitäten des Verstorbenen hervor. Er zitierte den damaligen Essener Superintendent, der über Theodor Mure gesagt hat, er sei „ein Mensch ganz voll mit Liebe“ und voller Güte und Menschenfreundlichkeit gewesen. Bald nach seinem Tod wurde die Kirche St. Bernhard profaniert, Anfang 2001 wurde sie abgerissen. Eine Gedenktafel erinnert an den letzten Pastor von St. Bernhard, an die Kirche und an die Kirchengemeinde im Brauk. (FJG)

Quelle: Franz Josef Gründges: „Schließung einer Pforte des Himmels“. Zur Geschichte von Pfarrgemeinde und Kirche St. Bernhard im Brauk. In: Essener Beiträge 130. Bd. (2017), S. 141-177.  

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