Siepentäler

Zu den Borbecker Siepentälern gehören das Winkhauser Tal zwischen Mühlheim-Winkhausen und Essen-Schönebeck, das Kamptal zwischen Terrassenfriedhof und Heißener Straße sowie das Hexbachtal im Grenzbereich von Mülheim-Dümpten und Essen-Bedingrade. Laut Eingemeindungsvertrag von 1915 sollten die „landschaftlich schönen Talmulden“ als öffentliche Anlagen erhalten bleiben. Dessen ungeachtet wurden die Siepentäler durch unterschiedliche Planungen seit den 1960er-Jahren in ihrem Bestand bedroht. Es begann mit innerstädtischen Straßenplanungen, bei denen die Trasse für die neue Bundesstraße B 231 durch die Schönebecker Schlucht führen sollte. Die Umsetzung dieser Pläne scheiterte nicht zuletzt am verstärkten Umweltbewusstsein in den 1970er-Jahren.

Intensive Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern und Gegnern gab es wegen der Autobahn A 31 Emden-Bonn („Ostfriesenspieß“), die zum Teil durch Schönebeck führen sollte. Nach heftigen Protesten strich der Bundestag die geplante Verbindung der A 31 von Bottrop und Bad Neuenahr 1980 aus dem Bedarfsplan der Bundesfernstraßen. Auch die Planung von Landstraßen auf der A 31-Trasse wurde nicht weiter verfolgt.

Bereits 1978 war es gelungen, den Bau einer Justizvollzugsanstalt an Rande des Hexbachtals durch starken Druck auf die Entscheidungsträger zu verhindern. Die Anstalt wurde schließlich in Gelsenkirchen errichtet. Erfolgreich waren die Umweltschützer mit Unterstützung der politischen Parteien auch in der Verhinderung des Vorhabens vom RWE, Umspannwerke im Winkhauser Tal und im Hexbachtal zu installieren. Im Herbst 1990 verweigerte die Stadtverwaltung dem RWE die Baugenehmigung.

Erfolge verzeichneten die Schönebecker Umweltschützer und die Stadt Essen im seit 1981 andauernden Streit mit der Stadt Mülheim um die Ansiedlung von Gewerbegebiet im Winkhauser Tal, der erst im März 2008 mit der Ablehnung der Gewerbepläne durch die Stadt Mülheim beendet wurde. Nicht realisiert wurde der Plan der Deutschen Bundespost aus dem Jahre 1991, ein Paketzentrum im Hexbachtal zu errichten. Ein Jahr darauf sollte ein Flüchtlingsheim im Hexbachtal errichtet werden. 1993 nahm die Stadt Essen Abstand von diesem Vorhaben.

Im öffentlichen Bewusstsein war die Schutzwürdigkeit der Siepentäler ständig gewachsen. Die bereits in den 1980er-Jahren aufkommenden Überlegungen, die Talzüge als Naturschutzgebiete vor weiteren Zugriffen zu sichern, führten zum Erfolg. Zuletzt stellte auch die Stadt Mülheim das Hexbachtal planerisch als Naturschutzgebiet dar. Der Erhalt der Siepen ist besonders Schönebecker Umweltschützern mit Wolfgang Sykorra an der Spitze zu verdanken. Das wird auch so bleiben. Zur Abwehr von Bebauungsplänen in Schönebeck ist am 13. August 2919 die Initiative „Rettet die Schönebecker Grünflächen“ ins Leben gerufen worden, der auch Wolfgang Sykorra angehört. (FJG)

Quelle: Wolfgang Sykorra: Von den „Talmulden“ zum Regionalen Grundzug B. In: Essener Beiträge Bd. 128 (2015). – Internet-Portal „borbeck.de“.

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