Steinbusch, Mathias

Mathias Steinbusch tritt in Borbeck die Nachfolge von Dr. Leonard Nohlmanns an, der die Borbecker Rektoratschule von 1873-1884 geleitet hatte. Er kommt am 7. April 1849 in Kohlscheid zur Welt. Nach Schulausbildung und Studium wird er am 23. August 1874 zum Priester geweiht. Der Beginn seiner Laufbahn als Priester und Lehrer fällt in die heiße Phase des Kulturkampfes. So kann der zuständige Erzbischof Dr. Paulus Melchers die Priesterweihe nicht vornehmen, weil er zu dieser Zeit inhaftiert ist.

Die kirchenpolitischen Beschränkungen durch die Maigesetze von 1873 führen dazu, dass Mathias Steinbusch keine Kaplanstelle erhält. Aus diesem Grund stellt er die Priesterlaufbahn hintan und wird Lehrer. Im Jahre 1877 wird er Rektor an der höheren Schule in Kohlscheid, sieben Jahre später – am 28. August 1884 – erfolgt seine Anstellung als Rektor der „Katholischen Knaben-Mittelschule Borbeck“.

Rektor Steinbusch kommt mit seinem Kollegium gut zurecht. Die Lehrer erweisen ihm die „gebührende Achtung“, wie sie im § 1 der Instruktion für die Lehrer der Gymnasien und Realschulen der Rheinprovinz aus dem Jahre 1867 gefordert wird. Mit den Schülern seiner Anstalt gibt es hingegen immer wieder Probleme. Mal spielen sie „Schellemännchen“, mal beschmieren sie die Wände der Toiletten mit unsittlichen Worten, mal fallen sie durch rücksichtsloses Verhalten in der elektrischen Bahn auf, belästigen Fahrgäste und stören das Fahrpersonal bei der „Ausübung seiner Obliegenheiten“. Auch das Schloss Borbeck bleibt nicht verschont vom Vandalismus der Rektoratschüler. Freiherr von Fürstenberg beklagt sich mehrfach bei Bürgermeister Heinrich über mutwillige Beschädigungen und Zerstörungen an seinem herrschaftlichen Anwesen.

Die meisten Lehrer und auch der Rektor selbst halten sich bei ihren Disziplinierungsmaßnahmen streng an die Vorgaben aus der Verfügung zur körperlichen Züchtung aus dem Jahre 1882. Demnach darf der Erzieher bei „frechem Trotz und Widersetzlichkeit“, bei „Rohheit und Bosheit“ und bei „Diebstahl und Unsittlichkeit“ Knaben über 8 Jahren mit einem „dünnen, biegsamen Stock“ nach Schluss des Unterrichts mit „besonnenster Maßhaltung“ Schläge auf das „selbstredend nicht entblößte Gesäß“ verabreichen.

Soweit die Theorie. Die Praxis sah auch an der Rektoratschule in Borbeck zuweilen anders aus. So forderte Kreisschulinspektor Plagge am 3. Januar 1880 von Steinbuschs Vorgänger Dr. Nohlmanns einen eingehenden Bericht „über die Züchtigung mehrerer Schüler der Mittelschule durch einen Lehrer derselben“ an. Aus Steinbuschs Rektorenzeit ist davon nichts dergleichen überliefert.

Überhaupt liegen über die Amtszeit von Rektor Steinbusch nur wenige Informationen vor. Wir sind auch hier wie bei Dr. Nohlmanns auf die selbstverfasste handschriftliche Chronik über den Verlauf der Schuljahre angewiesen. Demnach gehören die Durchführung von Schulfeiern und das Halten von Festpredigten an Kaisergeburtstagen und Sedantagen zu den zentralen Aufgaben des Rektors.

Am 15. April 1895 scheidet Mathias Steinbusch aus seinem Amt als Rektor der Borbecker Schule aus. Kurz zuvor – am 26. März 1895 – war er vom Kölner Erzbischof zum Pastor einer Gemeinde in Dünnwald bei Köln ernannt worden. Über seine Verabschiedung aus Borbeck berichtet die Borbecker Zeitung am 14. August 1895 ausführlich. In dem Artikel ist von einer „herrlichen Ovation für den scheidenden Herrn“ die Rede. Nach den Worten des Festredners Hubert Zillekens verliere das Lehrerkollegium „einen humanen wohlwollenden Chef, der in treuer, ernster Pflichterfüllung ihnen ein Vorbild, ein Rathgeber und wahrer Freund und Kollege in diesem schwierigen Amte bei der eigenartigen (!) Organisation der Anstalt gewesen sei.“ (Zitiert nach Lindenmann, S. 77).

Dass bei der Verabschiedung auch der evangelische Pfarrer Gustav Adolf Wächter reden darf, um den „liebenswürdigen Charakter und die Toleranz“ von Mathias Steinbusch hervorzuheben, ist in dem „schwarzen Borbeck“ keine Selbstverständlichkeit und spricht für die Hochachtung, die man dem scheidenden Rektor allseits entgegenbringt.

Mathias Steinbusch ist nach dem Fortgang aus Borbeck fast zehn Jahre als Pfarrer in Dünnwald tätig, ehe er am 30. Januar 1904 als Pastor nach Rödingen bei Jülich versetzt wird. 1908 erfolgt seine Ernennung zum „Definitor“ des Dekanats Jülich. Mathias Steinbuch stirbt am 27. Juli 1911 und wird in der dortigen Priestergruft beigesetzt. Auf seinem Totenzettel wird ausführlich Bezug auf sein Wirken in Borbeck genommen:

„(…) Den Kindern in der Schule mit ihren Lehrpersonen war er mehr Freund und väterlicher Berater, als Vorgesetzter. (…) Daneben sammelte er sich besonders in der großen Pfarre Borbeck reiche Verdienste in seelsorglicher Aushilfe. (…) [Zitiert nach Lindemann, S. 77] (FJG)

Quellen: Klaus Lindemann: „Dies Haus, ein Denkmal wahrer Bürgertugend“. Das Gymnasium Borbeck seit der Kaiserzeit. Essen 2005, S. 75-77. – Franz Josef Gründges: Gymnasium Borbeck 1905-1980. Borbeck 1980, S. 8-10.

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