100 Jahre: „Zum Wohle Aller!“

1921 erschien die erste „Vereins-Zeitschrift“ des RWE

0 09.04.2021

Sie war in den ersten beiden Jahren gerade einmal acht Seiten stark, erschien monatlich und ist der Vorläufer unserer heutigen kurzen fuffzehn. Ihr Geburtsdatum ist der 10. April 1921: „Vereins-Zeitschrift" lautete der Titel, der in großen Lettern als Kopfzeile auf der ersten Seite stand. Darunter in etwas kleinerer Schrift der Vereinsname „Spiel und Sport 1912 e.V., Essen Bergeborbeck".

Auf der Titelseite wurde „Zur Einführung" der Sinn und Zweck des neuen Vereinsorgans bekannt gegeben:

„In seiner letzten Sitzung am 8. März 1921 hat der Vorstand beschlossen, von Zeit zu Zeit eine Vereinszeitschrift herauszugeben, um hierdurch besser als bisher sämtlichen Mitgliedern von allen Angelegenheiten des Vereins Kenntnis geben zu können. (…) Möge das Blatt uns alle einander näher bringen, auch die jetzt noch Lauen zu treuer Mitarbeit und größerer Vereinstätigkeit anspornen, zum Wohle Aller!“

Zwei Seiten später erfuhren die Mitglieder unter der Rubik „Mitteilungen des Vorstandes":

„Der Verein ist nunmehr in das Vereinsregister beim Amtsgericht in Essen-Borbeck eingetragen worden.“ Diese Eintragung war am 19. Februar 1921 unter dem Namen „Spiel und Sport 1912, Essen-Bergeborbeck“ erfolgt.

Auch die Namen und Anschriften der Vorstandsmitglieder standen auf der Titelseite. Georg Melches war Geschäftsführer. Den Posten des 1. Vorsitzenden hatte er offiziell nie inne, wurde am 28. Februar 1950 aber einstimmig zum Ehrenvorsitzenden auf Lebenszeit mit Sitz und Stimme im Vorstand ernannt.

Themen der ersten Ausgaben

Ebenfalls auf der Titelseite wurden die Leser über die geplanten Inhalte informiert:

„In unserer Zeitschrift werden wir die Mitglieder über alles unterrichten, was nur wissenswert erscheint. So werden in derselben die Beschlüsse des Vorstandes und sämtlicher Ausschüsse jeweils bekanntgegeben, Spielberichte veröffentlicht usw.".

Die Ausgaben umfassten dann in der Regel auch immer einen Einleitungsartikel, Mitteilungen des Vorstands, Bekanntmachungen, Berichte des Spiel- und Jugendausschusses, Spielergebnisse, Spielberichte und Tabellen. Hinzu kamen auch damals schon Werbeanzeigen. Dazu gab es in Fettdruck die Aufforderung: „Mitglieder berücksichtigt bei euren Einkäufen unsere Inserenten" oder „Mitglieder von 1912 kaufen ...".

Man beachte die Jahreszahl. Erst 1937 wurde ein Festakt zum dreißigjährigen Bestehen des Vereins begangen, 1932 hatte man noch das zwanzigjährige Jubiläum gefeiert, auf dem Georg Melches und der Vereinskassierer August Schmitz zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden.

Den ersten Beitrag im neuen Vereinsmitteilungsblatt schrieb Bernhard Böckling, 1. Vorsitzender von 1918 bis 1919 und 1921 bis 1923, der die Ausgabe dazu nutzte, um

„den Zweck unseres Vereins (zu) streifen. Neben der Anleitung zu geregelten Leibesübungen will der Verein zur körperlichen und sittlichen Kräftigung beitragen, deutsches Volksbewusstsein pflegen, eine mannhafte, vaterländische Gesinnung wecken und befestigen sowie in geistiger Hinsicht ausbildend tätig sein. Politische und Partei-Bestrebungen werden und müssen ausgeschlossen bleiben.“ (...) Aber auch gute Geselligkeit wollen wir pflegen (...), in frohen Stunden gemütlichen Beisammenseins die Sorgen des Alltags zu vergessen suchen. Dann werden wir alle eine große Familie bilden."

Von Spiel und Sport 1912 zum RWE

Ende des Jahres 1922 muss die Vereinszeitschrift vorübergehend eingestellt worden sein, was sich mit der zunehmend schwierigeren wirtschaftlichen Lage der jungen Weimarer Republik erklären lässt, die 1923 in der Hyperinflation mündete.

Im Juni 1923 wechselte dann die Mehrheit der Spieler des benachbarten TB Bergeborbeck zu Spiel und Sport 1912. Aus dieser Fusion entstand der neue Bergeborbecker Großverein Rot-Weiss Essen, dessen 1. Vorsitzender von 1923-1925 Theo Schneider (vormals TB Bergeborbeck) wurde.

Im Januar 1925 erschien wieder eine Vereinszeitschrift, nun unter dem neuen Vereinsnamen ROT-WEISS ESSEN. Dass man diese als Fortführung der bisherigen Vereinszeitschrift sah, wird nicht nur am Titel deutlich. Ab der zweiten Ausgabe hieß es in der Kopfzeile nicht mehr „ 1. Jahrgang“, sondern „3. Jahrgang". Das noch heute bekannte Vereinsemblem taucht in der Titelleiste zwischen den Worten Vereins- und Zeitschrift auf. Das Logo wurde nach Auskunft von Detlev Jaritz im Jahre 1923 von Herrn Heinrich Schenk erfunden, einem Grafiker der Didier Werke, die durch Georg Melches eng mit Rot-Weiss Essen verbunden waren. Herr Schenk hat in den 50er Jahren auch die Einlageblätter für das rot-weisse Stahl-Gästebuch angefertigt.

Der damalige 1. Vorsitzende Theo Schneider schrieb „Zum Geleit“:

„Trotz der wirtschaftlich schweren Zeiten wagt sich der Verein mit einer Monatsschrift an die Öffentlichkeit.

(…) Zweck und Ziel der Zeitschrift ist über die Geschicke unseres lieben Vereins zu berichten und unter den Mitgliedern ein inniges Band zu knüpfen.

`Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit´ sangen wir schon so oft und dachten bislang mehr an die Spieler. Hier ist Zeit und Gelegenheit für alle Berufenen durch geistige Mitarbeit am Ganzen zu schaffen. Herzlich also alle willkommen.

Durch Kampf zum Sieg,
Durch Einigkeit zur Größe,
Durch Harmonie und Geselligkeit unzertrennlich vereint,
so heißt unsere Parole,
Wachse und blühe `Rot-Weiß´
Allen Mitgliedern ein herzliches `Ball-Heil!´“

Ausblick

Von den bis Anfang der 1940er Jahre erschienenden Vereinsnachrichten gibt es im Nachlass von Paul Nikelski einen gebundenen Sammelband mit den Monatsheften der Jahre 1921, 1922 und 1925. Weitere Ausgaben sind weder im Stadtarchiv Essen noch bei RWE vorhanden.

Nach einer langjährigen Pause erschien erst sechs Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg im November 1951 wieder eine neue Vereinszeitung. Doch darüber berichten wir in der neuen Saison 2021/22, wenn die kurze fuffzehn ihren 70. Geburtstag feiert.

Georg Schrepper

 

Das Titelblatt der ersten Vereins-Zeitschrift des Vorläufervereins Spiel und Sport 1912 e.V. vom 10. April 1921.

 

Die erste Ausgabe der Vereins-Zeitschrift Rot-Weiß Essen vom Januar 1925 unter dem seit 1923 bestehenden Vereinsnamen.

Bei der zweiten Ausgabe im Februar 1925 passte man den Erscheinungsjahrgang an; jetzt hieß es 3. Jahrgang.

Briefkopf mit dem neuen Vereinslogo aus dem Jahr 1925

Blick auf die Seiten 2 und 3 der ersten Ausgabe der Vereins-Zeitschrift

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