Es wird eng am Philipp

„Die Zufahrt zur Notaufnahme ist zu klein und schmal“, sagen Weidkämper

1 21.11.2020

BORBECK. Contilia gibt sich weiter zugeknöpft, was Informationen über die Zukunft der gesundheitlichen Versorgung des Essener Nordens und Westens anbelangt. Informativer ist da die Kassenärztliche Vereinigung, die auf ihrer Homepage auch die Schließung des Altenessener Notfallpraxis ankündigt.

Dort steht zu lesen: „Der ambulante Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Vertragsärztinnen und -ärzte in Essen muss zum 1. Dezember neu organisiert werden. Durch die Schließung des Marienhospitals zum Ende dieses Monats kann auch die dort angesiedelte Notdienstpraxis der KV Nordrhein nicht mehr weiter betrieben werden und fällt künftig weg. (...) Den mobilen Patientinnen und Patienten stehen alternativ die drei verbleibenden Notdienstpraxen im Essener Stadtgebiet (in Borbeck, Rüttenscheid und Steele) sowie die fachärztlichen Notdienstpraxen für Augen am Universitätsklinikum und für HNO am Alfried-Krupp-Krankenhaus in Rüttenscheid als feste Anlaufstellen zur Verfügung.“

In der Pressemitteilung heißt es weiter: „Da das Krankenhaus in Altenessen schließt, unsere Notdienstpraxen aber immer eine Anbindung an den stationären Bereich benötigen, können wir die Einrichtung nicht weiter betreiben." - „Leider ist auch ein Umzug der Notdienstpraxis ans St. Vincenz-Hospital mittlerweile keine Option mehr, da auch dieses zum Jahresende schließen soll“, wird Dr. med. Ralph-Detlef Köhn, Hausarzt und Vorsitzender der KV-Kreisstelle in Essen in der Pressemitteilung zitiert.

Es wird jetzt eng am Borbecker Philippusstift und zwar schon bevor das Vincenz-Krankenhaus und die Notfallpraxis in Altenessen dicht sind - und lange bevor die im Juni 2020 von Contilia angekündigte bauliche Ertüchtigung des Philipps auch nur ansatzweise in Angriff genommen wird.

Allein die verkehrliche Situation ist schwierig. Heinz Werner Kreul wohnt am Weidkamp: „Die Verkehrssituation war schon immer schlimm. Aber was sich in den letzten Wochen an einigen Tagen abspielt, ist eine Katastrophe. Ab 7 Uhr ist die Straße Weidkamp von der Wachtstraße bis Möllhoven total zugeparkt. An der Anfahrt zur Notaufnahme ist es ganz schlimm.“ Schon jetzt würden deutlich mehr Krankenwagen das Philippusstift anfahren. Heinz Werner Kreul: „Beobachten konnte ich, dass Krankenwagen und Notarztwagen in kurzen Abständen ankamen und an der Zufahrt zur Notaufnahme im Stau standen. Die Anfahrt zur Notaufnahme ist für die vielen Krankenwagen viel zu klein und eng“, sagt Kreul. „Und manchmal kommen noch Polizeiwagen hinzu.“ Aber am Haupteingang – an der Hülsmannstraße - komme es immer wieder zu unschönen Situationen. Auf dem Bürgersteigt halten private Autos, um Patienten ein- oder aussteigen zu lassen. „Als Fußgänger muss man dann auf die Straße ausweichen oder einige Treppenstufen hinaufgehen, um vorbeizukommen.“ S.H.

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Kommentare

Kommentar von Georg Paaßen |

Die kassenärztliche Vereinigung macht die Notarztpraxis in Altenessen dicht. „Da das Krankenhaus in Altenessen schließt, unsere Notdienstpraxen aber immer eine Anbindung an den stationären Bereich benötigen, können wir die Einrichtung nicht weiter betreiben."
So werden die Wege zum Notarzt für die meisten im essener Norden deutlich länger. Hinzu kommt, dass auch die Notdienstapotheken in den letzten Jahren immer seltener wurden. Nicht erst seit 2020 werden den Kranken Samstagnacht Apotheken in den Nachbarstädten vorgeschlagen. Gut, wenn ein KfZ zur Verfügung steht – oder genug Geld für ein Taxi. Wem beides fehlt hat an Heßlerstraße oder Bullmannaue am Wochenende künftig die Wahl: Nicht krank oder reif für den Rettungswagen.
Eigentlich war es mal so, dass alle Arztpraxen nächtlich erreichbar waren. Dann wurde sich in der Nachbarschaft abgewechselt. Dann wurde ein ganzer Stadtteil von einem Doc versorgt. Das Konzept der Notarztpraxis, die an ein Krankenhaus angegliedert ist, war damals ein deutlicher Fortschritt. Für die Essener*innen kehrt sich der Fortschritt jetzt in einen Nachteil um.
Ich dachte, die Kassenarztpraxen hätten einen Versorgungsauftrag: Die Bevölkerung soll wohnortnah, 24/7 versorgt werden. Ich vermute Kraftfahrzeuge und Geldbeutel spielten bei der Formulierung des Versorgungsauftrags keine Rolle.
Gibt es die Möglichkeit für alle Menschen im Essener Norden die kassenärztliche Versorgung auch an Feiertagen sicher zu stellen?

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