Geburtstagsgeschenk einmal andersrum

Lore in Frintrop wurde von Umzüge Meinrich gestiftet

0 20.10.2023

FRINTROP/BEDINGRADE. Geburtstagskinder freuen sich, wenn sie Geburtstag haben. Dann gibt es in der Regel Geschenke. Manche Geburtstagskinder drehen den Spieß aber um und dann können sich andere über Geschenke freuen. So geschehen jetzt am Kattendahl in Frintrop.

Bürger- und Verkehrsverein Frintrop (BVV) suchte Lore

In Frintrop gab es in viel früheren Jahren den Schacht Kattendahl. Sehr wenig erinnert an diesen Standort. Ein abgesicherter Wetterschacht und ein auf Initiative des BVV künstlerisch gestalteter Stromkasten waren bislang die einzigen Zeugen der Bergbaugeschichte in Frintrop.
Wie konnte man ein sichtbares Zeichen setzen, um die Verbundenheit Frintrops mit dem Ruhrbergbau zu verdeutlichen? Klar: Eine Lore sollte aufgestellt werden.
Ein Zeitungsaufruf hatte Erfolg. Der Seniorchef der Firma Umzüge Meinrich in Borbeck Ulli Borg meldete sich bei den Frintropern. „Ich hätte da eine Lore, die ich zur Verfügung stellen würde.“
Zunächst herrschte große Freude, aber dann kam Corona. Vieles ruhte. Auch ein Teil des Vereinslebens beim BVV. Aber man hatte wenigstens in dieser Zeit schon alle rechtlichen Erfordernisse erfüllt, denn so eine Lore darf man nicht einfach in den „öffentlichen Raum“ stellen. Aber zusammen mit der Bezirksvertretung in Borbeck konnten auch diese Verwaltungshürden genommen werden.

Lore stand lange treu und fest am Wolfsbankring

Es kam wieder Bewegung in die Lore. Sven Borg, Sohnemann von Ulli Borg, hatte inzwischen das Unternehmen übernommen und mit ihm wurde über seinen Vater Kontakt aufgenommen.
Dieses besondere Geschenk an Frintrop sollte im 125. Jahr des Firmenbestehens von Umzüge Meinrich endlich seinen neuen und dann hoffentlich auch letzten Bestimmungsort finden, denn die Lore hat eine wahrlich „bewegte“ Geschichte hinter sich.
Ursprünglich gehörte sie zum Inventar der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen und war dort bis zur Stilllegung und Einstellung der Kohleförderung im Jahr 1982 im Einsatz.
Sie sollte aber nicht zum alten Eisen gehören und fand ihren Platz zunächst am ehemaligen Firmengelände von Umzüge Meinrich an der Borbecker Straße. Dort wurde es dem expandierenden Unternehmen irgendwann zu klein und man zog mitsamt Lore in großzügigere Büro- und Lagerräume am Wolfsbankring. Dort fand sie dann einen neuen Aufstellungsort: bis zum 16. Oktober 2023.

Ohne Unterstützung wäre es nicht gegangen

An diesem Tag hob der Kranwagen der Dachdeckerei Mütze die Lore sanft auf einen Hänger, transportierte sie nach Frintrop und setzte sie auf Schienen, die fest mit einem bereits im Vorfeld gegossenen Fundament verbunden sind. Dienstag wurde dann die gute alte Lore zusätzlich mit den Schienen verschweißt, denn trotz des über vierzigjährigen Stillstands der Lore, erwiesen sich ihre Räder noch sehr beweglich. Es heißt nicht umsonst: Wer gut schmiert, der gut fährt.
Noch leuchtet sie grün in den Firmenfarben des ehemaligen Eigentümers, aber schon bald wird sie wieder ihre Ursprungsfarbe bekommen. Malermeister Rainer Schlüter aus Frintrop sei Dank.
Der BVV dankt natürlich nicht nur dem Spender der Lore, sondern auch der Sparkasse, die sich ebenfalls großzügig aus Mitteln der Sparkassenlotterie „PS-Sparen und Gewinnen“ zeigte und so den Standort am Kattendahl möglich machte.
Letztendlich konnte beim Lorenprojekt ein bunter Strauß hilfewilliger Frintroper gebunden werden. So hob die Friedhofsgärtnerei Uwe Brinkmann das Erdloch für das Fundament aus. Vorstandsmitglieder des BVV haben das Fundament erstellt und unter Anleitung und Aufsicht von Jörg Plaszauer fachgerecht mit Altstadtpflaster gepflastert. Die Schienen für die Lore steuerte das Schau- und Trainingsbergwerk der RAG in Recklinghausen bei. Diese wurden dann durch die Funke-Kaiser GmbH in Frintrop aufbereitet und lackiert. Metallbau Wolbeck aus Frintrop verschweißte die Lore an die Schienen und wird auch zusätzlich noch seitlich „Schlegel und Eisen“, das Symbol des Bergbaus, anbringen.

Offizielle Einweihung folgt noch

In naher Zukunft soll es noch eine offizielle Einweihung der Erinnerungsstätte geben und dann wird auch eine Edelstahlstele, hergestellt von der Jugendberufshilfe Essen, auf die Bergbaugeschichte in Frintrop hinweisen. Noch etwas vergessen? Ach ja: Glückauf!

Die Geschichte von Schacht Kattendahl

In Frintrop existierte von 1905 bis 1925 der Schacht Kattendahl. Er gehörte zur Zeche Königsberg in Oberhausen und diente als Wetterschacht zur Zeche Oberhausen, aber auch zur Einfahrt der Bergleute. Im Jahre 1932 wurden die Übertageanlagen abgebaut und der Schacht im Jahre 1959 endgültig verfüllt. Heute ist das ehemalige Zechenterrain an der Einmündung der Straße Kattendahl zur Oberhauser Straße eine Grünfläche.

Ein kleiner runder Betondeckel über dem verfüllten Schacht und ein mit dem Zechenmotiv bemalter Stromkasten sind bislang die einzigen Relikte an die bergbauliche Vergangenheit im Stadtteil Frintrop.

Dieser Schacht III war drei Jahrzehnte lang zur Zeche Oberhausen gehörig. 1904 begannen die Teufarbeiten. Das Gelände an der Oberhauser Straße hatte zuvor die Zeche Oberhausen erworben. Gut ein Vierteljahrhundert lang fuhren hier Bergleute ein. Doch auch damals war der Bergbau krisengeschüttelt. Die Gutehoffnungshütte, der die Zeche Oberhausen gehörte, schloss das Bergwerk im März 1931. Zwischenzeitlich als Besucherbergwerk genutzt, schloss die Zeche Oberhausen im Jahre 1959 dann endgültig. Danach entschloss man sich, den Schacht Kattendahl zu verfüllen und mit einer Betonplatte zu verschließen. Nachdem der Schacht verfüllt und in den folgenden Jahren nachkontrolliert worden war, wurde er am 21. Januar 1966 aus der Bergaufsicht entlassen. Auf dem Gelände wurde eine kleine Parkanlage mit Spiel- und Sportplatz eingerichtet. (RWS)

Vorsichtig hebt der Kran die Lore zum Abtransport an. Hier auf dem Gelände der Firma Umzüge Meinrich am Wolfsbankring war viele Jahre die Heimat des stummen Bergbauzeugens.


Letzte Station Kattendahl. Hier findet die Nordstern-Lore ihre letzte Heimat.

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