Künftig keine Gynäkologie, keine Urologie, keine Onkologie mehr im Essener Norden und Westen

Marienhospital und Vincenzkrankenhaus schließen schon zum Jahresende Reaktionen von CDU Borbeck - Stadt Essen - SPD- Bistum - Grüne: Es hagelt teils heftige Kritik

0 26.06.2020

Bereits zum Jahresende werden das Marienhospital in Altenessen und das Vincenzkrankenhaus in Stoppenberg schließen. Das wurde den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Katholischen Klinikums gestern in einer Versammlung mitgeteilt. Die Abteilungen  Gynäkologie, Urologie, Onkologie werden aus dem Essener Norden und Westen abgezogen. Das Krankenpflegepersonal müsse sich keine Sorgen um seine Arbeitsplätze machen. Anders sieht es im Service und bei der Verwaltung aus. Etwa 100 Arbeitsplätze stünden zur Disposition, hieß es.

An dieser Stelle folgen Reaktionen auf die Krankenhauspläne für den Essener Norden.

STELLUNGNAHME STADT ESSEN. Die Contilia-Gruppe hat sich gestern (24.6.) dazu entschieden, die Katholischen Kliniken Essen nicht zu verkaufen. Stattdessen setzt die Contilia auf eine Kooperation mit der Universitätsmedizin Essen, um den Gesundheitsstandort im Essener Norden aufrechtzuerhalten und zu stärken. Mit dem Beschluss gehen auch Entscheidungen über die ansässigen Krankenhäuser einher. Während das Philippusstift in Borbeck zentrale Anlaufstelle für die Notfallversorgung werden soll und die geriatrische Einrichtung Haus Berge auf dem neuesten Stand bestehend bleibt, sollen das Marienhospital Altenessen und das St. Vincenz Krankenhaus in Stoppenberg aufgegeben werden. Die Fachbereiche und Behandlungskapazitäten der Standorte sollen vor allem auf die übrigen Standorte der Contilia und der Universitätsmedizin Essen aufgeteilt werden.

"Die Entscheidung der Contilia, die Katholischen Kliniken nicht zu verkaufen ist grundsätzlich positiv, weil die gesundheitliche Versorgung der Essenerinnen und Essener damit in Essener Hand bleibt. Auch die Kooperation und damit die Stärkung der Universitätsmedizin Essen im Essener Norden begrüße ich sehr", so Oberbürgermeister Thomas Kufen. "Trotzdem ist die Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt mit ihren Konsequenzen für die anderen Häuser nur schwer nachzuvollziehen. Mein Fokus gilt deshalb jetzt der Stärkung des Gesundheitsstandortes, insbesondere in Altenessen. Wir werden uns hier aktiv in den Prozess mit einbringen, um die Stadtteilentwicklung und die ambulante und Notfallmedizin vor Ort sicher zu stellen und voranzutreiben. Die Contilia werde ich dabei nicht aus der Verantwortung lassen."

Auf Initiative von Oberbürgermeister Thomas Kufen wird es Runde Tische mit Akteurinnen und Akteuren aus dem Stadtteil geben, um zu beraten wie es genau in Altenessen, Borbeck und Stoppenberg weiter geht. Mitte Juli wird es außerdem eine außerordentliche Sitzung des Hauptausschusses geben, um das angekündigte Konzept durch die Contilia vorstellen zu lassen und zu beraten. Darüber hinaus konnten schon konkrete Gespräche mit möglichen Partnern für die Stadtteilentwicklung geführt werden.

"Die große Lösung mit einem Gesundheitszentrum wird es in Altenessen nun nicht mehr geben", so Gesundheitsdezernent Peter Renzel weiter. "Wir werden aber alles dafür tun, um eine gute Lösung für die ambulante medizinische Versorgung in allen drei Stadtteilen zu gewährleisten. Die Kooperation, gerade mit dem Universitätsklinikum Essen im Bereich Smart Hospital, ist vielversprechend. Als Stadt werden wir uns gerade auch die Situation der Notfallversorgung in Stoppenberg sehr genau anschauen."

CDU-Bezirksfraktion: Die Christdemokraten fordern die Contilia GmbH auf, ihre Entscheidung erneut zu überdenken und Verantwortung für die Gesundheitsversorgung im Essener Norden zu übernehmen. Dazu Thomas Mehlkopf-Cao, Sprecher der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung IV: „Die jüngste Entscheidung der Contilia GmbH, das Marienhospital Altenessen und das St. Vincenz Krankenhaus in Stoppenberg zu schließen und dafür das Philippusstift in Borbeck auszubauen, ist eine erneute Kertwende in der ohnehin schwierigen Diskussion um die Gesundheitsversorgung im Essener Norden. Für Borbeck sind das zunächst gute Nachrichten, aber die Contilia GmbH erweist sich im ganzen Prozess nicht als verlässlicher Partner. Wir fordern eine sehr gute Gesundheitsversorgung für alle Menschen im Essener Norden. Wir wollen eine gute Erreichbarkeit von Notfallmedizin für die Menschen hier vor Ort und wir erwarten von der Contilia verlässliche Entscheidungen.“

Dazu CDU-Ratsfrau Margarete Roderig für Borbeck-Mitte: „Die Entscheidung der Contilia ist ein gravierender Einschnitt in unsere medizinische Infrastruktur. Die verlässliche Notfallversorgung muss für den ganzen Norden gut erreichbar sein. Da ist ein einziges Krankenhaus ganz im Westen der Stadt nicht ausreichend. Als CDU Borbeck-Mitte rufen wir die Contilia-Gruppe auf, ihre medizinische sowie soziale Verantwortung gegenüber den Essenerinnen und Essenern zu übernehmen und ihre Pläne dringend zu überdenken."

Lesen Sie dazu auch:

https://www.borbeck.de/nachrichten-details/borbeck-wird-schwerpunkt-der-krankenhausversorgung-im-essener-norden.html

und die Meldung von Januar 2020

https://www.borbeck.de/nachrichten-details/contilia-verkauft-philipp-haus-berge-marienhospital-und-vinzenz.html

SPD Bundestagsabgeordnete: "Erstaunliche erneute Wende!" schreiben die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Arno Klare und Dirk Heidenblut. "Wie bekannt wurde, wird die Contilia-Gruppe ihre Häuser im Essener Norden doch nicht verkaufen. Vielmehr ist eine, vom ursprünglichen Konzept allerdings massiv abweichende neue Verfahrensweise vorgestellt worden.

Zunächst ist es erfreulich, dass der Verkauf vom Tisch ist. Für Borbeck ist ganz sicher auch der Erhalt und die Aufwertung des Krankenhausstandorts höchst erfreulich. Auch die verstärkte Kooperation mit der Uniklinik wird ausdrücklich begrüßt. Dennoch bleiben viele Fragezeichen. Unklar ist, wie es nun konkret in Altenessen und Stoppenberg weitergeht. Hier muss eine ortsnahe, gute Versorgung gewährleistet bleiben.

Die Aufgabe der bisherigen Kliniken und insbesondere der Geburtsstation ist ein schwerer Schlag für den ganzen Essener Norden. Die konkreten Lösungen um die Versorgung, auch die Notfallversorgung für die Menschen in den Bezirken V und VI zu sichern, erscheinen noch zu unklar. Hier erwarten wir schnell Klärung durch die Contilia und den Partner Uniklinik Essen. "

RUHRBISTUM. Das Bistum Essen nimmt mit großem Bedauern die Entscheidung des Krankenhausträgers Contilia zur Kenntnis, auf den Neubau des Krankenhauses in Essen-Altenessen endgültig zu verzichten. „Das ist ein schwerer Schlag für Altenessen und löst zu Recht große Enttäuschungen bei vielen Menschen aus“, erklärte Generalvikar Klaus Pfeffer. Über einen sehr langen Zeitraum hätten sich die ehrenamtlichen Gremienmitglieder und viele andere Menschen in der Kirchengemeinde St. Johann Baptist mit der Contilia für das Krankenhausprojekt engagiert, so der Generalvikar. Zugleich sei dieser Weg mit intensiven Auseinandersetzungen und schweren Konflikten verbunden gewesen, weil das Kirchengebäude für das Projekt weichen sollte. Pfeffer: „Das Bistum Essen hat diesen Weg intensiv begleitet, den Kirchenvorstand unterstützt und auch versucht, in den Konflikten zu vermitteln. Es ist nicht zu leugnen, dass der gescheiterte Krankenhaus-Neubau Wunden geschlagen hat und viele Verlierer zurücklässt.“
Contilia hatte am Mittwoch, 24. Juni, nach einer Aufsichtsratssitzung mitgeteilt, die Katholische Kliniken Essen (KKE) GmbH mit den Häusern Philippusstift in Borbeck, St. Vincenz in Stoppenberg, Marienhospital in Altenessen und Haus Berge in Bergeborbeck nicht wie geplant an einen neuen Träger zu verkaufen. Stattdessen will Contilia das Philippusstift zusammen mit dem Haus Berge stärken und die beiden anderen Häuser schließen.
Angesichts der angekündigten Schließung des Marienhospitals und des St.-Vincenz-Krankenhauses „sind meine Gedanken insbesondere bei den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in diesen beiden Häusern“, so Generalvikar Pfeffer weiter. „Viele von ihnen haben seit vielen Jahren den christlichen Geist in diesen traditionsreichen Kliniken geprägt.“ Nun hoffe er, dass nicht nur Ärzte und Pflegekräfte, sondern auch die Beschäftigen in der Haustechnik, dem Service und der Verwaltung neue Arbeitsplätze finden.
Bei aller Traurigkeit über die Schließung der beiden Häuser freue er sich aber auch über die Bereitschaft des Universitäts-Klinikums, sich künftig in Altenessen zu engagieren. Pfeffer: „Es ist ein starkes Zeichen, dass sich ein öffentlicher Träger dort engagiert, mit dem das Ruhrbistum bereits gut zusammen arbeitet.“ Das Uni-Klinikum habe in Essen-Werden mit der Übernahme des St.-Joseph-Krankenhauses gezeigt, dass es ein christlich geprägtes Haus weiterführen könne und die dort gelebten Werte weiter lebendig zu erhalten versuche.
Angesichts der Contilia-Entscheidung beabsichtigt der Kirchenvorstand, die im Kaufvertrag mit der Contilia-Tochter KKE vereinbarte Rücknahme-Option für die Grundstücke mit der Pfarrkirche St. Johann Baptist, dem angebauten Pfarrzentrum und dem Pfarrhaus zu ziehen. Einen förmlichen Beschluss hierzu will der Kirchenvorstand bereits heute abend (25.06) fassen. Die Gebäude können dann weiterhin für die Gemeindearbeit genutzt werden. (ul / tr)

GRÜNE: Angesichts der Verlautbarung der Contilia GmbH, dass die Katholisches Klinikum Essen GmbH nicht verkauft werden soll, das Philippusstift in Borbeck ausgebaut und das Marienhospital in Altenessen sowie das Vincenz-Hospital in Stoppenberg schließen sollen, erklärt Christine Müller-Hechfellner, sozialpolitische Sprecherin der Ratsfraktion der Grünen:

„Die Verlautbarungen der Contilia-Gruppe haben bei uns Grünen einerseits Erleichterung, andererseits aber auch Verärgerung und Sorge ausgelöst. Erleichtert sind wir, dass die Kliniken im Essener Norden nicht an Privatklinikverbünde verkauft werden. Verärgert sind wir über das chaotische Vorgehen der Contilia, die innerhalb von zwei Jahren nun das dritte Neustrukturierungskonzept vorlegt. In Sorge sind wir angesichts des drohenden Personalabbaus und einer drohenden medizinischen Unterversorgung im Essener Norden. Besonders deutlich wird dies an der geplanten Schließung der Geburtsstation. “

Mehrdad Mostofizadeh, gesundheitspolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion und grüner Oberbürgermeisterkandidat ergänzt: „Es bedarf dringend eines Konzeptes, das eine gute medizinische Versorgung der Menschen im Essener Norden garantiert. Dazu muss die Essener Stadtverwaltung allerdings mehr Transparenz im Hinblick auf die Bedarfslagen bei der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung herstellen. Oberbürgermeister Thomas Kufen hatte eine Moderation angekündigt und scheint jetzt genauso verblüfft von der Contilia zu sein wie das Bistum Essen. Dies verwundert insofern, als das Land ja - zumindest bisher - mit rund 94 Millionen Euro Strukturhilfe auch unmittelbar an dem Prozess beteiligt ist. Daher sind die Karten auf den Tisch zu legen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass hier wichtige und vielleicht auch schwierige Entscheidungen verschoben oder ohne eine öffentliche Debatte stattfinden sollen. Neben der Sicherstellung der Versorgung wird entscheidend sein, wie sich die Kostenträger und das Landesgesundheitsministerium zu dem neuen Konzept stellen.“

Dazu auch:

https://www.borbeck.de/nachrichten-details/borbeck-wird-schwerpunkt-der-krankenhausversorgung-im-essener-norden.html

und die Meldung von Januar 2020

https://www.borbeck.de/nachrichten-details/contilia-verkauft-philipp-haus-berge-marienhospital-und-vinzenz.html

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 5 und 3?