Kleingärtner "kleben" an ihrer Scholle: Viele sind seit mehr als 15 Jahren Pächter

Grün und Gruga stellt aktuellen Stand des Kleingartenentwicklungskonzeptes vor

0 04.03.2020

ESSEN. Um die Zukunft der Gärten in der Stadt Essen zu sichern und sie nachhaltig weiterzuentwickeln, lässt Grün und Gruga Essen derzeit ein Kleingartenentwicklungskonzept in enger Abstimmung mit dem Stadtverband der Kleingärtnervereine erstellen. Grundlage dafür bildet ein Ratsbeschluss vom 24. Mai 2017.

Die Zahlen zum Kleingartenwesen in der Stadt Essen sind beeindruckend: Rund 9.000 Kleingärtnerinnen und Kleingärtner sind in 112 städtischen und privaten Kleingartenvereinen in insgesamt 203 Kleingartenanlagen auf einer Fläche von 363,3 Hektar aktiv – soweit nur die Zahlen in der Verwaltung des Stadtverbands. Insbesondere in den stärker verdichteten Stadtteilen sind die Kleingartenanlagen ein zentraler und unverzichtbarer Teil der Grün- und Freiflächenversorgung der Stadt. Zentrales Ziel des Prozesses ist die Sicherung des Kleingartenwesens in der Stadt Essen.

Im Rahmen der jüngsten (3.3.) Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Verbraucherschutz, Grün und Gruga wurde die Politik über den aktuellen Sachstand des Essener Kleingartenentwicklungskonzeptes informiert – von Grün und Gruga und von Landschaftsarchitekt Detlef Emkes, der von der Stadt Essen mit der Erstellung des Konzeptes beauftragt wurde. Die Erstellung des Konzeptes beinhaltet drei zentrale Schritte: die Grundlagenbildung, die Bestandserfassung und Analyse und schließlich die Ableitung von Handlungsempfehlungen und Maßnahmen. In einem ersten Schritt wurde der Gesamtbestand der kleingärtnerisch genutzten Flächen (425,5 Hektar) im Stadtgebiet erfasst und digitalisiert.

Von 9000 Kleingärtnern beantworteten 1.364 den städtischen Fragebogen

Die Partizipation der Kleingärtnerinnen und Kleingärtner nahm danach eine zentrale Rolle ein: Im Zeitraum von März bis April 2019 wurden Workshops durchgeführt, in denen sie die Möglichkeit hatten, eigenständig Inhalte zu erarbeiten. Zudem fand von August bis Oktober 2019 eine Befragung aller Pächterinnen und Pächter sowie der Vereinsvorstände mittels eines Fragebogens statt. Zu den Themengebieten der Befragung zählten beispielswiese Pachtkosten, Pachtdauer, Nutzerstruktur, Nutzungsschwerpunkte, Zufriedenheit mit der Parzelle, Vorstandsarbeit, Vereinsaufgaben, Ehrenamt, Projekte im Umweltschutz und im sozialen Bereich und Vernetzung mit dem Wohnumfeld. Insgesamt nahmen 1.364 Pächterinnen und Pächter und 104 Vereinsvorstände an der Befragung teil. Im Rahmen der Sitzung des AUVG wurden nun auch erste Ergebnisse der Befragung präsentiert:

Kaum Singles, wenige Migranten und nur selten Grillparties

  • Der Single-Haushalt ist im Kleingartenwesen die Ausnahme (11,8 Prozent). 63,8 Prozent der Gärten werden von zwei Personen bewirtschaftet. 24,4 Prozent der Gärten werden von drei oder mehr Personen genutzt. In 12,8 Prozent der Gärten liegt eine Nutzung durch Kinder unter 14 Jahren vor.
    • Die Anzahl der Pächterinnen und Pächter, deren Geburtsland nicht Deutschland ist, ist mit 7,9 Prozent auffällig niedrig.
    • Die Beteiligung am Vereinsleben wird in 84,7% Prozent der Fälle bestätigt.
    • Bei den Fragen zu den Kosten rund um die angepachtete Gartenparzelle wurden lediglich die Beiträge zur Grundsteuer und zur Straßenreinigung in 20,6 Prozent bzw. 34,2 Prozent der Fälle als hoch eingestuft.
    • Die Dauer der bestehenden Pachtverhältnisse kann als sehr langfristig bewertet werden. 31,4 Prozent der Befragten pachten ihre Anlage bereits zwischen 6 und 15 Jahren, 24,1 Prozent zwischen 16 und 30 Jahren und weitere 22,1 Prozent sogar über 30 Jahre. Verstärkt wird dieser Eindruck, wenn man die Einschätzung nach der noch beabsichtigten Pachtdauer hinzufügt. 13 Prozent der Befragten beabsichtigen, weitere 6 bis 10 Jahre ihre Parzelle zu pachten und 75,7 Prozent planen eine noch längere Pachtdauer von über 10 Jahren.
    • Für Stabilität im Kleingartenwesen steht auch das Ergebnis in Bezug auf die Zufriedenheit der Gärtnerinnen und Gärtner mit ihrer Gartenparzelle. 45,1 Prozent der Pächterinnen und Pächter geben ihrem Garten die Note 1. Nur ca. 2 Prozent der Befragten vergaben hingegen eine Note zwischen 4 und 6 (an Schulnoten angelehnt).

    Die Stabilität des Kleingartenwesens wird auch durch die breit aufgestellten Nutzungsinteressen der Pächterinnen und Pächter unterstützt. Dabei hat das Thema

    • "Grillen/ Feiern" eindeutig keine Dominanz und taucht mit einem Wert von 35,7 Prozent der Angaben erst auf Platz 8 von 10 möglichen Nutzungsschwerpunkten auf (Mehrfachnennungen waren möglich).

    In den kommenden Monaten erfolgt nun eine tiefergehende Auswertung der Daten. Anschließend sollen dann Entwicklungsziele und Leitlinien für das Essener Kleingartenwesen formuliert werden. Die Erstellung des Konzeptes wird voraussichtlich Ende des Jahres 2020 abgeschlossen sein.

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