Krankenhäuser in Not: Mitarbeiter in Sorge

Geschäftsführerin des Katholischen Klinikums betont: Es gibt Kaufinteressenten

1 14.01.2020

ESSEN/BORBECK/BERGEBORBECK/ALTENESSEN/STOPPENBERG. „Keine Sorge, wir sind sehr attraktiv“, beeilte sich Kirsten Kolligs auf die bange Frage einer Mitarbeiterin des Philippusstift hin zu versichern. Die Angestellte wollte von ihrer Chefin wissen, was geschieht, wenn sich kein Käufer für die vier Krankenhäuser im Essener Norden und Westen fände. Kolligs, Geschäftsführerin des Katholischen Klinikums (zu dem das Marienhospital in Altenessen, das Vincenzkrankenhaus in Stoppenberg, Haus Berge in Bergeborbeck und das Borbecker Philippusstift gehören) führte aus: Schon in der Nacht sei allerlei los gewesen auf ihrem Handy. Offenbar gebe es genügend Kaufinteressenten.

Wie eine Bombe war die Nachricht in den Kreis der Krankenhausmitarbeiter eingeschlagen, dass der Krankenhaus-Betreiber Contilia ihre erst vor knapp zwei Jahren gekauften Häuser wieder los werden will. Zur eilig einberufenen außerordentlichen Mitarbeiterversammlung am Dienstagmorgen (14. Januar) strömten dann auch sichtlich verstörte Angestellte aus Pflege und Verwaltung sowie viele Ärzte in den viel zu kleinen Sitzungssaal im Haus F.

Diese hatten einige Fragen, die auch von Jens Eger und Dr. Dirk Albrecht von der Geschäftsführung der Contilia-Gruppe nicht beantwortet werden konnten. Etwa die: Wer kauft unsere Häuser? „Das müsse ein bundesweit operierender Klinikverband sein“, hieß es. Und dieser Verband brauche deutlich mehr Geld im Rücken als Contilia habe, hieß es von den Geschäftsführern. Oder: „Was wird aus dem geplanten Neubau in Altenessen?“

Für viele Angestellte des Philipps scheint es klar zu sein, wer als Käufer in Frage kommt: „Helios, natürlich!“ Da habe schließlich die Geschäftsführerin bis vor kurzem noch gearbeitet.

Fehler im Management wegen Fehleinschätzungen der finanziellen Belastungen durch den Neubau wurden nicht eingestanden. Eher sah man die Ursachen für das Scheitern in neuen Gesetzen (Untergrenzen für Pflegepersonal, Pflegebudget, Reform des medizinischen Dienstes etc.), die so nicht vorhersehbar gewesen seien.

Der Mitarbeitervertreter Jürgen Völker brachte das bereits seit Übernahme der Häuser durch Contilia schlechter gewordene Betriebsklima zur Sprache. „Immerhin war es ein katholischer Träger“, sagte er und verlieh so seiner Sorge Ausdruck, dass einer der bei Mitarbeitern besonders verrufenen Branchenriesen beim Verkauf zum Zuge kommen könnte.

Nach einer knappen Stunde war die Mitarbeiterversammlung im Philipp beendet, mit Hinweis darauf, dass man zur nächsten Versammlung nach Altenessen müsse, aber mit dem Versprechen für weitere Gespräche in kleinerem Kreis zur Verfügung zu stehen. SuHö.

Lesen Sie auch: Contilia verkauft Philipp, Haus Berge, Vincenz und Marienhospital auf borbeck.de vom 13.01.2020

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Kommentare

Kommentar von Wolfgang Sykorra |

Die Entwicklung um unsere Krankenhäuser macht mich fassungslos. Gewundert hatte mich, dass die Aussagen zur Weiterentwicklung des Philippusstiftes immer vage blieben. Auch Kommunikationsfehler stellten sich ein. Hat man in Altenessen nicht vor den Plänen mit der dortigen katholischen Kirchengemeinde gesprochen und um Zustimmung geworben? Denn aus Altenessen kamen erhebliche Widerstände. Wenn jetzt neue gesetzliche Rahmenbedingungen zur Qualitätssicherung für das Abrücken vom Bauprojejt geltend gemacht werden, heißt das doch nur, dass das Contilia-Vorhaben am unteren Rand von Qualitätsstandards geplant war. Ein Trauerspiel!

Wolfgang Sykorra

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