Nahezu ausgeglichene Bilanz

Zum 6. Mal stehen sich RWE und der HSV im Pokal gegenüber

0 10.08.2023

Zum sechsten Mal in seiner Vereinsgeschichte trifft Rot-Weiss Essen im DFB-Pokal auf den Hamburger SV. Bei den ersten beiden Begegnungen siegte RWE an der Hafenstraße, einmal waren die Hanseaten in Bergeborbeck erfolgreich, zudem gewann der HSV seine beiden Heimspiele. Bis auf die erste Partie war Essen in den Pokalbegegnungen immer die klassentiefere Mannschaft. Und eigentlich ist der Underdog für eine ausgeglichene Bilanz jetzt mal wieder mit einem Sieg dran.

1953: Im Viertelfinale 6:1

Den ersten Pokalsieg gegen den Hamburger SV gab es zum Vereins-Geburtstag am 1. Februar 1953 im Viertelfinale mit einem 6:1-Erfolg. Der Auftritt des ewigen Nordmeisters war mit besonderer Spannung erwartet worden. Trotz stürmischen Wetters und widriger Platzverhältnisse entwickelte sich ein packendes Spiel, bei denen die Berichterstatter das hervorragende technische Können beider Teams herausstellten. In den ersten Minuten hatte der HSV mehr vom Spiel und einige gute Tormöglichkeiten. Torwart Fritz Herkenrath gab seiner Hintermannschaft aber den nötigen Rückhalt.

Etwas überraschend fiel in der 13. Minute das 1:0 durch Berni Termath nach feiner Vorarbeit von Penny Islacker. Jetzt lief das rot-weisse Angriffsspiel – Termath gelang in der 38. Minute auch das 2:0. Die Führung zur Pause war zwar etwas glücklich, aber keineswegs unverdient.

In der zweiten Hälfte ging der Torreigen weiter. Mit einem erneuten Doppelpack schaffte Termath die Vorentscheidung zum 4:0. „Dieser Termath ist gar nicht zu halten, er kochte förmlich über vor Spielfreude“, schrieb das Sport Magazin. Helmut Rahn erhöhte in der 70. Minute sogar auf 5:0, ehe dem HSV der Ehrentreffer gelang. Penny Islacker stellte aber im Gegenzug den alten Abstand wieder her.

Dem HSV wurde zwar bescheinigt, lange nicht mehr so gut gespielt zu haben, „aber dem glänzenden Sturm der Essener waren sie nicht gewachsen.“ Der „Kicker“ urteilte nach dem klaren Essener Sieg: „Sicher wurde der HSV unter Wert geschlagen, aber es bleibt trotzdem die Feststellung, dass zurzeit gegen RWE kein Kraut gewachsen ist. So schneidig die Hamburger begannen, so schön und präzise wie am Fließband die Angriffe nach brillantem Start liefen, als Essen einmal zugepackt hatte, kamen die Rothosen vom Rothenbaum in die erbarmungslos mahlende Essener Mühle, aus der es kein Entrinnen mehr gab.“

1972: Zwei Pokalspiele in der 1. Hauptrunde

Zwei Jahrzehnte später gab es zwei weiteren Pokalduelle gegen des HSV. Diesmal in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals, der in den Spielzeiten 1971/72 und 1972/73 mit Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde. Rot-Weiss Essen empfing am 9. Dezember 1972 die Norddeutschen an der Essener Hafenstraße. Pille Gecks, Nobby Fürhoff, Wolfgang Rausch, Willi Lippens und Dieter Bast erzielten zwischen der 24. und 39. Minute die Tore zum 5:0-Pausenstand für das Team aus der Regionalliga West – der damaligen 2. Liga. Der Favorit aus der Bundesliga spielte in dieser Phase wie gelähmt. Die Hafenstraße stand Kopf. Doch nach dem Wechsel verkürzten die Hanseaten noch auf 5:3. Im Rückspiel, vier Tage vor Heiligabend, ging der HSV in der ersten Halbzeit durch zwei Treffer von Georg Volkert mit 2:0 in Führung. So stand es auch noch nach 90 Minuten. In der Verlängerung fiel die Vorentscheidung dann durch einen hanseatischen Doppelschlag in der 94. und 97. Minute. Und ein zusätzliches Weihnachtsgeschenk machte RWE dem HSV mit dem 5:0 in der 117. Minute.

Doch der Frust kurz vor Weihnachten war im neuen Jahr schnell vergessen. Denn die Saison 1972/73 entwickelte sich zu einem Triumphmarsch in Rot und Weiss. Die Torfabrik um Willi Lippens, Nobby Fürhoff, Harry de Vlugt und Pille Gecks wirbelte durch die gegnerischen Strafräume. Am Ende der Spielzeit hatte RWE mit 55:13 Punkten und 104:40 Toren zum fünften Mal die Bundesliga-Aufstiegsrunde erreicht. Mit sechs Punkten Vorsprung setzten man sich auch hier ungeschlagen mit 14:4 Punkten und 23:8 Toren durch. Es folgten vier Jahre Bundesligafußball an der Hafenstraße.

1988 und 2008: Zweimal im Achtelfinale

In der Saison 1988/89 kam es dann im Achtelfinale an der Hafenstraße zum erneuten Treffen der beiden Traditionsvereine. Zweitligist Rot-Weiss Essen hatte in der 1. Hauptrunde 2:1 beim Verbandsligisten und Niedersachsenpokalsieger TSV Verden/Aller gewonnen. In der 2. Hauptrunde spielte man zunächst beim Drittligisten SSV Reutlingen 1:1 und gewann das Wiederholungsspiel – diese wurden bis 1991 anstelle eines Elfmeterschießens bei Unentschieden nach Verlängerung ausgetragen – mit 3:1. Im Achtelfinale traf man dann erneut auf den Hamburger SV und konnte dank des 1:1-Ausgleichstreffers von Volker Abramczik bis zur Halbzeitpause das Spiel auf Augenhöhe gestalten. Nach dem Wechsel machten die Hanseaten dann mit zwei Treffern zum 3:1-Endstand alles klar, anschließend ging das Viertelfinale gegen den späteren Pokalfinalisten Werder Bremen zuhause mit 0:1 verloren.

In einer nach dem Zweitligaabstieg 2007 eigentlich enttäuschenden Saison 2007/08, die nach der 0:1 Lübeck-Katastrophe am letzten Spieltag bis runter in die 4. Liga führen sollte, war der DFB-Pokal das einzige Highlight. In der 1. Hauptrunde erzielte Vincent Wagner nach dem 2:2 n.V. im Elfmeterschießen den entscheidenden Treffer zum 6:5 n. E. (8:7) gegen den Bundesligisten 1. FC Energie Cottbus. Es war das dritte DFB-Pokalduell hintereinander an der Hafenstraße mit dem Team aus der Lausitz, von denen RWE zwei Spiele gewann. In der 2. Hauptrunde konnte auch Zweitligist 1. FC Kaiserslautern mit 2:1 an der Hafenstraße besiegt werden.

Am 30. Januar 2008 kam es dann zum erneuten Duell mit dem Hamburger SV, der zu diesem Zeitpunkt den 3. Tabellenplatz der Bundesliga belegte. RWE war chancenlos und die Namen der Hamburger Torschützen machen ihre internationale Qualität deutlich: Rafael van der Vaart (6. Minute) traf zum 0:1 Pausenstand, Piotr Trochowski und Ivica Olic (52. und 55. Minute) zum 0:3 Endstand.

In der Spielbilanz steht es also 2:3, bei 12:15 Toren. Die RWE-Fans hoffen natürlich darauf, diese Bilanz auszugleichen.

Georg Schrepper

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