Wenn eine „zwei“ wirklich nicht gut ist - und eine "fünf" für Borbeck nicht möglich

Über die Lageklassen-Einteilung von Wohnstraßen im Zusammenhang mit dem neuen Mietspiegel

0 08.09.2020

BORBECK. Der Borbecker wäre kein Borbecker, wenn er nicht selber nachsehen wollte wie gut Onkel Fred wohnt. Aber warum hat Tante Minnas Straße nur eine „zwei“ in ihrer Wohnlage erreicht, obwohl die Straße nett liegt und die Häuser hübsch anzusehen sind?

Mit der Herausgabe des neuen Mietspiegels 2020 interessieren sich viele im Essener Westen und Norden nicht nur für mögliche Mieterhöhungen, sondern auch für die Eingruppierung ihrer Wohnlage. Fünf Lageklassen kennt man in Essen. Lageklasse eins ist die schlechteste, Klasse fünf die beste. Sie wird in Borbeck an keiner Stelle erreicht. Nicht in Schönebeck, nicht am Schlosspark.

Für die Einstufung der Wohnlagen werden im wesentlichen der Bodenrichtwert außerdem der Lärm (nach EU-Umgebungslärmrichtlinie) und die „Dichte der Sozialleistungen“ herangezogen.

Der Bodenrichtwert wird durch eine Kaufpreissammlung in Euro je m² Grundstücksfläche ermittelt. Er bezieht sich auf baureife und ortsüblich erschlossene Grundstücke eines bestimmten Gebietes (Bodenrichtwertzone).

Die Dichte der sozialen Leistungen gibt an, wie viel Prozent der Bevölkerung Sozialleistungen (z.B. Hartz IV) bezieht.

Der Lärm wird wie folgt eingestuft: kein Lärm, laut (ab 55 Dezibel) und sehr laut (ab 60 Dezibel).

Und obwohl der Mietspiegel nach wissenschaftlichen Kriterien aufgestellt und von Vermieter- und Mieterverbänden anerkannt werden muss, ergeben sich einige Unplausibilitäten.

Die Holtener Straße zum Beispiel, eine Straße ohne Durchgangsverkehr, direkt am Niederfeldsee gelegen, erhält die Lageklasse 1 – wie die Gladbecker Straße oder die Altendorfer Straße zwischen Haedenkampstraße und Bockmühlenweg (zwischen Hans-Böckler-Straße bis Haedenkampstraße hat die Altendorfer die Kategorie 2). Ebenfalls erstaunlich: Die Einstufung des Essingwegs am evangelischen Friedhof der Matthäuskirche (1) wie Bottroper Straße (1) oder des Söllockwegs (2) wie Prosperstraße (2) in Dellwig.

Und wie sieht es mit den 5er Straßen aus in Essen, von denen es in Borbeck keine einzige gibt?

Borbeck.de sprach darüber mit einem Fachmann der Grundstücks und Wohnungswirtschaft: „Fürstenbergstraße, Deinghaushöhe, Freiherrnweg waren stets in Lageklasse 4 eingeordnet. Dieses scheint auf den ersten Blick durchaus richtig zu sein. Jedoch sind die 5er Straßen beinahe inflationär ausgeweitet worden. Die von-Seeckt-Straße in Rüttenscheid ist nett, aber hat sie die Lageklasse 5 verdient? Und wie sieht es mit dem Juistweg in der neuen Margarethenhöhe aus? Am Krausen Bäumchen oder die Alexanderstraße zwischen Holsterhausen und Rüttenscheid sind sicherlich schöne Ecken, aber bestimmt nicht Lageklasse 5. Also hätte auch eine Aufwertung der Straßen links und rechts vom Schlosspark erfolgen müssen. Hinzu kommt, dass die Lageklasse 4 zum Beispiel durch den Hinseler Hof (das ist eine normale Wohnstraße in Überruhr/d.Red.) und z.B. auch durch die Rellinghauser Straße bis zur A52 abgewertet wird.“

Daraus könne man durchaus einen Trend ablesen, den Essener Süden zu bevorzugen, so der Borbecker Wohnungswirtschaftler.

Anbei der Link zum Straßenverzeichnis. Die Etwa dreieinhalbtausende Essener Straßen sind im pdf alphabetisch sortiert, die Lageklassen dahinter angegeben, so dass der Vergleich der Straßen einer Lageklasse nicht ohne Umweg über Excel möglich ist. S.H.

https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/68/68_5/Anlage_Strassenverzeichnis_2020.de.pdf

Zum Bild: Blick in der Rechtstraße in Borbeck-Mitte. Sie hat die Lageklasse 3 wie die Glühstraße und die Gustav-Nachtigal-Straße in Gerschede. Die Gerichtsstraße in Borbeck-Mitte kommt auf die Lageklasse 2.

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